Gerald Jatzek
Mutmaßungen über den Tod Marcus Omofumas Er starb an Langeweile. Er starb an maßloser Flugangst. Er starb an angeborenen Blutergüssen. Er starb an einem erträumten Trauma. Er starb an einer Überdosis Betulichkeit. Er starb an der Niederfrequenz eines Hirns. Er starb am Marschrhythmus eines Herzens. Er starb an der Freundlichkeit eines Ministers. Er starb auf Befehl eines Voodoo-Priesters. Er starb im Auftrag von Amnesty International. Er starb am Ekel vor Uniformen Er starb aus purem Trotz. Er hat vermutlich nie existiert. Er wird demnächst nie existiert haben.
Anmerkung
Der Nigerianer Marcus Omofuma sollte 1. Mai 1999 mit einem Flugzeug von Österreich nach Bulgarien abgeschoben werden. Als er sich dagegen wehrte, fixierten ihn die drei begleitenden Polizeibeamten mit Klebebändern am Sitz und verklebten seinen Mund und seine Nase. Omofuma starb während des Fluges. „Marcus Omofuma starb, weil sein Mund verklebt und der Körper gefesselt wurde“, stellte der bulgarischen Gerichtsmediziner Stojcho Radanov fest, der die Leiche als erster untersuchte. Die Polizisten wurden wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen verurteilt, ein extrem mildes Strafausmaß ermöglichte ihnen jedoch den Verbleib im Polizeidienst.