Barbara Rauchenberger
sub divo I. Sätze für Chor u. Gebüsch (aus dem Zyklus: Grund zu Sätzen) Alles weist darauf hin, dass silentium / nur auf ein Häuflein Anhänger zählen darf. (Adam Zagajew) Wir liegen dicht getränkt im grünen Gras. Am Ende fehlt die Scheu vor Steinen. Ich nehme an. Wir spielten Bach u. wussten nicht wohin. So bloß, wie es nähte, mehr reich als Verstand. Empor das Herz! Ich sehe zeitversetzt. Am Telefon sagst du, du willst mit Erde kommen. Wir fahren auf. Ein Melancholiker sitzt einen Sommer lang im Stau. Bis aufs Blut vergeht die Zeit. Sie war ein Dorf. Seit ich träumen kann, tickt diese Uhr. Wir sind bedenklich weiß. Der Himmel neigt dazu. Worauf wir uns verlassen, wenn du ins Weltall kommst. Mein Augenmaß, das leichter fällt als Kies am Mond. Ich laufe Sturm u. habe Obst im Sinn. Der sechste Tag: Wir hatten Reis. Ich hole Kopf u. höre nicht. Mein Aug ist klein. Ich fahre ohne Meer. So halte mich, ich stehe nicht. Wie du am Fenster unbemannte Muscheln sabotierst. Wir sind von Haus aus Realisten. So bitten wir, parkt eure Beete hin, dass Sommer sie vollenden. Wir hörten Nachtigall schmückt aus. Das Gegenteil von Haut, mein Angehör. Wir leben noch, wie Legastheniker, die nur nach innen bluten. Sprachlos wie lauter Libellen, die gedankenlos boomen. Die, die länger leben, trifft keine Schuld. Ich schließe ab u. beuge mich nach Morgen vor. Die Sonne eskaliert. Der erste Tag: Von überall kam Mond. Ein Karren fiel. Wir blitzen, träumten Orpheus, blute, niste wie ein Lamm im Luftschacht einer Raute. „Wenn ich sterbe, halte dicht.“ Ich denke sehfest, also bin ich Stiege. Jeden Abend hören wir die Blinden leicht gebeugt ein Zebra locken, das wir im Ärmel einer Eiche fanden. Weil du auf dich gestellt mit Essig kochst. Dein Credo läuft. Ich spitze Salz. „Noch sehe ich in Wellen.“ Du sprichst von Wortbeständen, treu wie Hundewiesen. Ich streiche Balsam aus dem Logbuch einer Ungeraden. Wir trinken Löschwein, winden uns, wie süffisant du bist. Die Tatsache, dass wir bluten, macht uns keiner nach. Das Kopftuch werfen. Wir sterben noch, verleiht auch Flügel. Ich sitze an der Orgel deines Blicks. Wir spielten Kreis steh auf. Sich noch einmal wundern über eine Apsis ohne Buckel. Eine Treppe legen. Nicht wahr. Den Abend krümmen. Auf den Friedhof kommen, während du unter mein Schauen gerätst. Unermüdlich duften Katzen. Immerhin glänzt Stroh. Ich horte Blei u. bin dir gleichbewusst. Der erste Pfeil: Wir operierten nicht, wir zogen ihm die Schuhe aus u. legten Licht. Ein Paar im Raum verstand die Welt nicht mehr. Wer kam hielt an. Das elfte Pferd war sanft wie Seife. (Geh Felder ein.) Wir setzen uns versprochen fort.
„sub divo“ erschien in der Augabe 2/2019 der Manuskripte.
Zuletzt veröffentlichte Barbara Rauchenberger: Über Wort und warte. Gedicht. Keiper Lyrik Bd. 18, Graz, 2018, 80 Seiten, Euro 15,40