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Drei kleine, aber wilde Gedichte (Trois petits poèmes sauvages)

Drei kleine, aber wilde Gedichte (Trois petits poèmes sauvages)

Leopold Federmair

Drei kleine, aber wilde Gedichte
(Trois petits poèmes sauvages)


Ringelspiel

Poissons volants
à hauteur de cœur, lorgnent
des bagues d’oasis


Jeu de bague

Herzhoch fliegende
Fische, schielend nach luftigen
Ösen, Oasen

*

Hallo?

Ging auf der Landstraße,
verstehen? Nix verstehen, Sausen im Ohr 
an einer beliebigen Ausfallgerade
(wie Boxing, verstehst du, wie nix), 
Haken am Fließband der allesamt kräftigen
Fahrzeuge gleichwie in der Fabrik,
läutet in Taschen mir das Telephon,
welches aus Sicherheitsgründen
ich zu führen gehalten,
zieh’s mal, hallo?
Ist sich die Ärztin, sagt sie, komm her,
ich werde das Herz dir
nach vorne richten.
Kann nicht, sag ich,
ist mir zu früh, oder zu spät, 
muß Bäumchen gießen, muß noch viel müssen.
Sagt sie, bleib wo du bist, aber komm,
wenn du dir lieb bist. Sie sind
mir eine, sag ich zuletzt, aber thx.

*

Plansoll (Nr. 3)

Bei dieser Gelegenheit,
jetzt oder nie, schreib es,
dein Pflichtgedicht, auch
wenn das Blütenweiß
sämtliche Buchstaben 
zwischen den Flimmertierchen
verspricht, verschiebt und 
verdirbt.

Das Gedicht „Drei kleine, aber wilde Gedichte (Trois petits poèmes sauvages)“ stammt aus dem geplanten Gedichtband Hiroshima Capriccios, der 2022 im Verlag Otto Müller in Salzburg erscheint.

Zuletzt erschien von Leopold Federmair: Parasiten des 21. Jahrhunderts. Essais aus beiden Welten I. Otto Müller, Salzburg 2021. 364 Seiten. Euro 26,-

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