garten angehalten
der kindheitsschatten
der baum, der garten
andere orte andere orte
alle blätter waren riesig
ich meine, ich war sehr klein
unterm grünschatten
in dem die lichtgerinnsel
flüsternd ausrutschten
und die blätter oben geblendet
unten die schwärze, die sprache
die meine haut berührte
das moos, dessen äußeres
in mein inneres wuchs
unterwegs zur straßenbahn
über dreißig, eilig, zu mittag, bergab
hält mich in der strohberggasse
der schatten eines sommerblatts
was, wenn wir erst ein brombeerstrauch waren
erst ein haselnusszweig, atmendes moos
das so wortlos rauschte
was, wenn wir einfach weitergehen können
wenn wir einfach weitergehen
weil wir im wortlosen gruß etwas wiederfinden
der schatten eines baums im garten
über dreißig, eilig, zu mittag, bergab
teilt dein inneres
einen garten lang
Das Gedicht „garten angehalten“ von Seda Tunç erschien in: WELCH. Gedichte. edition mosaik, Salzburg 2021. 60 Seiten. Euro 10,-