Thomas Ballhausen
Mitternachtskino der Ort, die Räume und Irrtümer wir kennen all das schon, Erwartungen prägen unser Verhalten, was uns verbinden soll kommt in die Quere, die Bilder verstellen den Weg: beides wortwörtlich es fehlt an Schuhwerk und Launen für dieses Ungelebte, alles so schmerzlich vermisst als käme es tatsächlich nur darauf an in den hinteren Reihen brüllt jemand, verlangt Nachschub und Ersatzteile, niemand will die Schreie hören können verschanzt inmitten dieser Lauten, völlig unbewusst für ihr eigenes Glück, versteckt hinter abgeschriebenem Papier und blassen Hilfslinien im lichten Dunkel lächelnd zu einem Sound der Dir missfallen wird, so muss ich eingestehen: der sichtbare Beat ist mir vertraut ein wiederkehrendes Signal aus Acheron das falsch verstanden werden will aber wir sind Vertragswesen, bleiben stets verpflichtet und gebunden, sind unterwegs hochprozentige Schutzschilde werden hochgefahren, gläserweise zur Abwehr des Beobachteten, der tastenden Blicke und dem Aufblitzen von Schwachstellen Dritte bewahren uns vor Kontakt, den Täuschungen der späten Stunde das Ticket zwischen den Fingern, Einsatz des allzu offenherzigen Spiels im Widerspruch zeigt sich die Logik des Abends überdeutlich: was morgen bereut wird, gilt jetzt wenig mehr als eine Nebenrolle, wie gefährlich wird Mut: ist er nur noch eine Frage der Uhrzeit Abgang, Baby, Abgang setze Bojen nach Westen ab you better make it soon, before you break my heart zu wenige, zu spät sollte ich anderswo sein, schon seit Stunden die Stellungen sind verlassen und leer wie die Leinwand im Rücken, fast schon: friedlich ich ziehe einen zurückgelassenen Trenchcoat aus dem Bild probiere ihn an, ein wenig zu groß doch zumindest authentisch bis zu den Gürtelringen vertraue auf die Maschinen, auf traumlosen Blindflug und nein, ich habe tatsächlich nicht gemerkt, dass Du Dich nicht mehr gemeldet hast kein Funken Wahrheit: bloß Zeilen mit Widerhaken für das Log ein Merksatz für morgen, leicht zugespitzt
Zuletzt erschien von Thomas Ballhausen: Das Mädchen Parzival. Gedichte. Limbus Verlag. Innsbruck. 2019. 96 Seiten. Euro 15,-
Hier finden Sie Stefan Schmitzers Besprechung des Gedichtbands von Thomas Ballhausen unter dem Titel Camelot-Tintagoel. Traum und Wirklichkeit.