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Kein herrscher keines meeres soll mehr erglühen

Kein herrscher keines meeres soll mehr erglühen

Maë Schwinghammer

BUCH.zwei

V.


Kein herrscher keines meeres soll mehr erglühen, kein sinn länger der 
gewalt gelten. Mit langsamen schritten wollen wir diesen festen strand 
verlassen, das gewand von der schulter werfen und mit nackter brust 
schweben. Der sand hemmt uns nicht wie ehemals, in die lüfte 
aufgeschwungen sind wir schuldlose gefährt*innen.

Die schmeichelnde rede ist verschwendet, ebenso der ruf. Verwünscht 
sind das geschwätz, die gebieter und ihr begangener weg. Die brust 
kochend vor wallendem zorn, ist ständige wehr und krümmt alle hörner, 
die sich ihr bemächtigen wollen. So sanftmütig das gesicht, kennen wir 
ihre wahre gestalt, die herrschergewalt.

Das leben verrinnt mir. Tränen ziemen sich nicht auf gotteswangen und 
wir erkennen das gift, das ursache ist. Aus innerstem herzen presse ich 
hoffnung hervor, nicht mehr worte. Das lose baumelnde gewand ist nur 
noch ein hauch im wind.

                                                                      570 - 875: nyktimene & europa.

Der Auszug „BUCH.zwei“ von Maë Schwinghammer erschien in: Covids Metamorphosen. Lyrik. Klever, Wien 2022. 96 Seiten. Euro 18,-

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