Martina Hefter
Durch den Supermarkt schlendert man. Viele spazieren mit Bündeln der frischen Pflanze unterm Arm durch die Gänge, tragen sie zu den Kassen. Wie viel Leben muss ich in der Schlange verbringen. Wo ein Gedanke von vielen zugleich gedacht wird, tritt Harmonie hervor, die Gesichter entspannen. Überall ist das Licht und macht mich verrückt, wie soll ich das essen? Was wird mein Stoffwechsel sagen? Weißes Licht, wo einmal Forellen auf Eis lagen. Jetzt: die schlaffen Blätter der Pflanzen hinter der Pflanzentheke. Die gehackten Pflanzen, die zu 1,99. Ich kauf zwei Liter Forellenlicht, verstaus im Rucksack. Hab mein Leben zu füttern, es bettelt mich an. Gib mir was zu essen, ey.
Martina Hefter: *1965, lebt als Dichterin und Performancekünstlerin in Leipzig. Gedichtbände u.a.: Vom Gehen und Stehen. Ein Handbuch (2013); Es könnte auch schön werden. Gedichte/Sprechtexte (2018).
Das Gedicht „Durch den Supermarkt schlendert man“ von Martina Hefter erschien in dem Kapitel „Essays über Pflanzen. Stilleben“ in: In die Wälder gehen, Holz für ein Bett klauen. Gedichte. Berlin: kookbooks 2020. 96 Seiten. Euro 19,90
Die Dichterin Martina Hefter liest am 17. Mai um 19:00 mit Daniela Danz beim Lyrikfestival „dichterloh“ (Streamingslink) in der Alten Schmiede.