Leopold Federmair
Orion Ein trautes Paar, zogen sie durch die Ebene, wußten die Berge fern an den Rändern. Die Lotuswurzeln warteten immer noch im Dunkeln, in der schwarzen Erde, der durchleuchteten Winternacht. Und zwischen den Feldern, im Irgendwo, blieb Ikarus stehen, hob den rechten Arm und zielte mitten ins All, deutete die Sterne, die sein Vater sein Lebtag hatte vorbeiziehen lassen, den Blick auf die Blumen der Erde geheftet, die Hände den Wurzeln zugewandt. Am Ende des Tages, dachte Dädalus, lehrt mich zu fliegen mein Sohn. Und sie hoben die Herzen, die Flügel, folgten dem Jäger, der mit verrutschtem Gürtel aus dem dichten Gebüsch trat, grasten in seinem Revier, ließen laufen den Hund, diesen hellsten von allen, fingen den Wind, den die Gestirne machen, hörten die konkretisierte Stille der Harfen. Nur eine geknickte Lotusstaude widersprach und knisterte von Zeit zu Zeit, als wollte sie sich erheben wie Vater und Sohn. Kerberos, in ein Schoßhündchen verwandelt, kam ihnen entgegengesprungen. Wie süß!
Zuletzt erschien von Leopold Federmair: Parasiten des 21. Jahrhunderts. Essais aus beiden Welten I. Otto Müller, Salzburg 2021. 364 Seiten. Euro 26,-