E.A. Richter
DIE HOHLEN MÄNNER die hohlen Männer, die wattierten, ausgestopften – als würde ich nicht zu ihnen gehören, als wäre nicht auch eine Kerze für mich entzündet, Grablicht auf dem riesigen Platz zum Gedenken daran, das etwas schiefgelaufen ist. Schon das rasend schnelle Aufstellen, als hätte ein Roboter aus der Höhe diese Aktion mit Präzision durchgeführt, und jedes Leben zählt gleich viel, leuchtet gleich lang, erlischt, wird ein zweites Mal entfacht usw. Changierende Hände, allseits bewegliche Giacomettikörper, die sich sperrig beugen, nicht federn in ihrer Bronzementalität - es ist mühsam für alle, verspricht nicht Gesundheit, keine schnelle Impfung, Rückkehr von sozusagen Normalität. Die hohlen Männer, die wächsernen, nicht gerufenen Wiedergänger, solche wie ich, erscheinen als Selfiekarikaturen, auch wenn sie tot sind, als Zahlen, die herabzudrücken sind, der Ehre nicht wert, am Weg zur Evidenz ist alles erlaubt
Dieses Gedicht stammt aus dem Gedichtbandprojekt „TÄGLICH PROD“.