Maë Schwinghammer
BUCH.vier IV. Ich höre das wort, kenne es, gehorche ihm aber nicht. Es ist ein altes, und die frage ist mir unbekannt. Kaum erblickt nahen sie einander, tanzen wieder auseinander. Treten dann knöchelhoch ins wasser, sinken und zerfließen als es zum brüderlichen schwesternkuss kommt. Mir wurde gesagt, es war ein geraubter, ich will es nicht glauben.
Zu viele geschichten sind mit hellstem kristallglas bedeckt, durchsichtig und doch verspiegelt. Wir sagen: hinweg! Und meiden die orte und uns selbst. Die leiber fügen sich göttern, deren namen sie nie gehört haben. Wie efeuranken ranken und schlingen sich ihre schlingen um das eigenste, unsere körper.
Ich entkomme nicht. Als mann in die flut gestiegen, vermengt mit dem anderen und daraus entstiegen. Ich scheine keines sowie beides zu sein. Ein doppeltes einzelgeschöpf, das um seinen doppelcharakter nicht weiß oder, nur zu gut. In sich tragend den geschlechtsverwirrenden zauber einer verlorenen quelle einer verworrenen zeit.
316 - 388: salmacis & hermaphroditus.
Dies ist ein Auszug aus Maë Schwinghammers Gedichtband Covids Metamorphosen. Lyrik. Klever, Wien 2022. 96 Seiten. Euro 18,-