Hanno Millesi
Neo Geo 1
I Live In Two Worlds, 2021, 17,6×11,2 cm
How Wonderful To Be An Artist, 2009, 14,8×21 cm
He Is An Artist, And A Fisherman, 2021, 21,5×16,6 cm
John Is An Artist As Well As A Terrero, 2002, 14,7×21 cm
We Dream Dreams, 2020, 25×16,6 cm
Sämtliche von mir in meinen Collagen verwendeten Bilder und Wortfolgen stammen aus verschiedenen Ausgaben des gleichen amerikanischen Magazins für Kultur und Wissenschaft, von dem ich die Jahrgänge 1960er, 70er und – nicht ganz vollständig – 80er besitze. Ein paar wenige Exemplare habe ich doppelt, was damit zusammenhängt, dass mein Vater sie zusätzlich zu seinem Abonnement erworben hat. Mein Vater war es auch, der mir diese Hefte überlassen hat. Ich selbst habe noch nie auch nur einen (vollständigen) Artikel darin gelesen und habe auch nicht vor, das in Zukunft zu tun. Angesprochen hat mich hingegen seit jeher die Bildästhetik, insbesondere die in den Ausgaben zwischen etwa 1966/67 und 1980.
Unter chronischen Platzproblemen leidend, sah sich mein Vater – alles andere als ein Sammler – gezwungen, diese Hefte loszuwerden, fand sie jedoch zu schade um sie wegzuwerfen. Da ich – alles andere als ein Prototyp des von der Redaktion angepeilten Publikums – nicht darin lesen wollte, musste ich mir etwas anderes einfallen lassen, um sinnvoll mit diesen Publikationen umzugehen.
Auf der Suche nach den für mich interessanten Passagen scanne ich die Texte mit den Augen. Dabei handelt es sich um eine (kreative) Methode funktionalen Analphabetismus, die mir hilft darauf zu fokussieren, was für mich von Bedeutung sein könnte.
In meinen Collagen geht in gewisser Weise eine Transformation von Bild- und Textmaterial vonstatten. Im Ausgangsmaterial findet sich nichts ausgewiesen Politisches, vieles propagiert jedoch, in einer für die USA der zweiten Hälfte des Kalten Krieges nicht untypischen Weise eine bestimmte Herangehensweise an die Welt. Reportagen samt Illustrationen für das gebildete Mittelschichtsbürgertum der USA jener Epoche verwandeln sich in künstlerische Arbeiten von jemandem, der – wenn auch in einem anderen Land (medial allerdings eng verbunden) – vor diesem Hintergrund seine Kindheit und frühe Jugend verbrachte. Für meine Arbeit verwende ich hauptsächlich Fotos bzw. Ausschnitte, aber auch Werbungen, Seitenzahlen, im Magazin frei gebliebene Stellen usw. Die Idee besteht darin, diese mir von meinem Vater überlassene Sammlung solange zu verwerten bis nichts mehr davon übrig ist.
Weitere Collagearbeiten von Hanno Millesi auf instagram.com/millesihanno/
Zuletzt erschien von Hanno Millesi: Der junge Mann und das Meer. Erzählungen. Edition Atelier, Wien 2023. 120 Seiten. Euro 20,-