Die POESIEGALERIE stellt ihren Autor*innen Fragen zum Schreiben
Heute die Antworten von Günther Kaip
1. Schreibst du regelmäßig? Zu welchen Zeiten und an welchen Orten?
Am besten schreibe ich ab fünf Uhr in der Früh, mindestens zwei Stunden – immer in meinem Arbeitszimmer. Notizen untertags jederzeit, an jedem Ort, wenn ich unterwegs bin.
2. Ist Schreiben für dich eher Handwerk oder Inspiration? Wie passen diese beiden Pole zusammen?
Für mich ist beides gleichwertig, sie greifen ineinander, stocken, gleiten weiter, öffnen neue Räume oder sie verweigern sich einfach – das macht Schreiben für mich so spannend.
3. Wo findest du deine Themen? Eher in deinem Leben und unterwegs oder in Büchern und Medien?
In meinen Wahrnehmungen von der Welt, von Menschen, von mir selbst, von Erzählungen, aus Medien und Büchern – aus allem, was ich erlebe und was verdichtet sein will, weil es nicht loslässt.
4. Welche Bedingungen muss ein gelungenes Gedicht für dich erfüllen? Oder: Wann bist du sicher, dass ein Gedicht fertig ist?
Wenn der Rhythmus der Worte passt, sie in mir schwingen, ohne Stolperdrähte, und Räume öffnen – und das auch nach Wochen. Dann ist es für mich gelungen.
5. Trifft auf dich das Diktum zu, dass Dichter*innen Seismographen ihrer Zeit sind – und wenn ja, inwiefern? Anders gefragt: Siehst du für dich als Dichter*in eine Aufgabe in Bezug auf das gesellschaftliche Ganze?
Natürlich, denn ich lebe in unserer Zeit. Meine Erlebnisse, Wahrnehmungen und Emotionen fließen in mein Schreiben ein, in Außen- und Innenbetrachtungen.
6. Kannst du mit dem Satz „Dichten ist ein brotloser Beruf“ etwas anfangen? Oder besteht in deinem Leben eine Spannung zwischen Schreiben und Einkommen?
Da ich ein fixes Einkommen habe, besteht keine Spannung mehr.
7. Welche Autorinnen und Autoren, welche Gedichte haben dich geprägt, fürs Schreiben sowie fürs Leben?
……………Okopenko. Kafka, die Surrealisten, die Wiener Gruppe, Robert Walser, William Faulkner, Jean Paul, Kleist, Aichinger, Beckett, Arno Schmidt………………………………….
……Jandl, Mayröcker, Hölderlin, Novalis, Chlebnikow, Celan, Lavant, Mandelstam, Ovid …………………………..
8. Woran schreibst du gerade bzw. woran hast du zuletzt geschrieben?
An einem neuen Buchprojekt, in dem Gedichte, Kurzprosa und Zeichnungen in intensiven Austausch treten, ein tragfähiges Gewebe bilden, wie in meinem letzten Buch Rückwärts schweigt die Nacht (Klever 2022)
9. Gibt es eine Frage, die du dir gerne selbst stellen und beantworten möchtest?
Schwer, eine Frage hervorzuheben.