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DU MACHST DIE AUGEN AUF

DU MACHST DIE AUGEN AUF

Annett Krendlesberger

DU MACHST DIE AUGEN AUF


und siehst Schwarz, sage ich;
stell dir vor, du machst die Augen auf und siehst
unzählige gleißende Nadelspitzen, ein
Nadelspitzenkissen aus Samt;
und du denkst noch, das bleibt nicht so,
dieses Nadelspitzenkissensehen, (Mund auf!)
Nachttrinken, Nachtsandsamtsandtrinken (trink!),
du ertrinkst im Samtsandmoor;
und du denkst, du bist gar nicht wach,
hast die Augen nicht auf, wahrscheinlich, nein,
sicher, und du tastest nach deinen Augen,
tastest nach deinen Lidern,
greifst die Nase, denkst, ja, das ist meine Nase,
das sind meine Augen, meine Augen sind,
hast Samtsandkörner in der Nase,
hast Samtsandkörner im Mund,
du, die du bist, die du nur Mund, nur Nase bist,
Samtsandscheidewand, gefütterte
(liegst im Sarg?),

atmest flach, atmest innerlich.
Das Leintuch, vom Speichel nass.

Dieses Gedicht von Annett Krendlesberger stammt aus: DALIEGENDE. UNBEWEGT. Edition fabrik.transit, Wien 2023

Die Autorin liest bei der Poesiegalerie 2024 am Donnerstag, den 14. November um 20:15.

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