E. A. Richter
WAS ICH SEIN WERDE jetzt die Erinnerung was ich sein werde, was ich in meinem Sein werde, was Sein in mir werden wird – Seinwerden wird mich spiegeln, ich Spiegel der Zukunft im Jetzt, dieser nackte Augenblick – ich seh nur Buchstaben, gar nicht einzelne, sich entwickelnde, automatisch zusammengelautet – diese Laute stumm, verraten nichts – Buchstabenidentität, brutale Gegebenheit, fragmentierte Körpertatsachen – ich im Sitzen, wie sich das Handtuch um meine Beine schlingt, graue unnötige Faltenwürfe, währenddessen leises leicht kitzliges Gewicht – ich sah gestern an einem Mann von hinten nicht anderes als gekräuseltes Haargewimmer sein Rücken, leuchtende Haut darunter – meine empfindsamen Waden keineswegs Leuchtkörper, leise Gewichte – ich erlebe Fleisch und Knochen leise kompakt vibrierende Masse, in diesen schwirrenden Innenraum ausgedehnt– noch nicht verstandene Wörter, dieses morgendliche Vogelgezwitscher zwischen den stummen Mehrfachohren – merklich auch noch ganz unten rot empfundene Knöchelrundherum, und dann dieser Sitz des Ganzen, obwohl es ja in der Mitte auch sitzt, Stütze auf etwas sehr Plattem, anscheinend im Moment reglos, völlig lebensleer

Zuletzt erschien von E. A. Richter: An Lois. Gedichte. Edition Korrespondenzen, Wien 2019. 112 Seiten. Euro 18,-
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