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Die slowenische Gegenwartslyrik in Österreich – Mehrsprachigkeit zwischen Identitätskrisen und produktivem Potenzial

Die slowenische Gegenwartslyrik in Österreich – Mehrsprachigkeit zwischen Identitätskrisen und produktivem Potenzial

Felix Oliver Kohl


Zu Beginn eine berechtigte Frage: Wer produziert slowenische Lyrik in Österreich? Bis zur Jahrtausendwende ist das recht einfach zu beantworten. Im Großen und Ganzen geht die Produktion slowenischer Lyrik in Österreich auf die Volksgruppe der Kärntner Slowen*innen zurück. Deren künstlerische Literatur hatte ihren Anfang erst spät, und zwar nach dem Zweiten Weltkrieg, genommen. Die ersten lyrischen Stimmen der Nachkriegszeit gehörten Milka Hartman und Valentin Polanšek, deren Lyrik um die thematische Triade Heimat – Natur – Liebe kreiste und eher der Volksdichtung zuzuordnen war. In den 1960-er Jahren formte sich dann um die Zeitschrift mladje (dt. Jungholz“) eine Gruppe junger Autor*innen wie Florjan Lipuš (*1937), Gustav Januš (*1939) und Erich Prunč (1941-2018), die mit diesem Literaturverständnis radikal brach und eine ästhetisch motivierte Literatur einforderte sowie diese selbst produzierte. Die Kärntner Slowen*innen hatten im Verlauf des 20. Jahrhunderts unter Nationalismus, Assimilierungsdruck und anderen Repressionen gelitten und sahen sich noch weit nach Ende des Zweiten Weltkriegs Anfeindungen und Benachteiligungen ausgesetzt, man denke nur an die Ereignisse um den Ortstafelstreit. Deshalb herrschte im mladje-Kreis Konsens darüber, dass die Kärntner slowenische Literatur zwar ästhetisch innovativ, zugleich jedoch immer noch der Wahrung der slowenischen Sprache verpflichtet sein sollte. So war eine Kärntner slowenische Literatur auch nur in slowenischer Sprache zu denken. Mitte der 50er-Jahre nimmt jedoch ein struktureller Wandel innerhalb der Volksgruppe seinen Anfang, der sich auch auf die Literatur auswirken wird. Mit der Gründung des Slowenischen Gymnasiums 1957 in Klagenfurt öffnen sich Möglichkeiten zum sozialen Aufstieg außerhalb der geistlichen Laufbahn. Kärntner Slowen*innen ergreifen nun verstärkt prestigeträchtige Berufe in Bereichen von Wirtschaft, Recht und Medizin. (Prunč: Ich entkleide mich, 150-153) Dies bedingt jedoch auch eine größere Mobilität und eine Abwanderung in urbane Zentren außerhalb Kärntens. Auch die Literatur der Kärntner Slowen*innen öffnet sich: Im Laufe der 1970er-Jahre finden verschiedene Formen der literarischen Mehrsprachigkeit Einzug in Prosa und Lyrik von Kärntner Slowen*innen und ihre Literatur wird im österreichischen literarischen Raum durch Übersetzungen in diversen Literaturzeitschriften sichtbar. (Kohl et al.: Überregional, 29-32)

1978 kommt es dann zu einer Publikation, die aus heutiger Sicht als Auftakt eines Paradigmenwechsels gelten kann. Der zweisprachige Lyrikband kühles feuer/hladni ogenj von Janko Ferk (*1958) bedeutet nicht nur den ersten zweisprachigen Lyrikband der Kärntner Slowen*innen, sondern auch eine neue Einstellung zur deutschen Sprache. 1970 hatte Janko Messner (*1921) mit der Kurzgeschichtensammlung Ansichtskarten von Kärnten zwar bereits das erste deutschsprachige belletristische Buch eines Kärntner Slowenen publiziert, jedoch aus einer anderen Haltung zur deutschen Sprache: Messner bezeichnet sein Verhältnis zu dieser als getrübt, publiziert aber in der Folge immer wieder auch auf Deutsch, um mit seiner engagierten Literatur auch deutschsprachige Leser*innen auf die Verhältnisse in Kärnten aufmerksam zu machen. Bei Ferk dient das Schreiben in deutscher Sprache nun aber nicht mehr nur wie bei Messner zur bloßen Verständigung mit der deutschsprachigen Bevölkerung, sondern auch der Lust am poetischen Ausdruck in deutscher Sprache. (ebd.: 32-33) Zudem beginnt mit der deutschen Übersetzung von Florjan Lipuš‘ Zögling Tjaž durch Helga Mračnikar und Peter Handke im Jahr 1981 und den Konsekrationsdiensten des letzteren das „goldene Dezennium“ (Hafner: Der „exemplarische“, 140) der Kärntner slowenischen Literatur, die weit über die Grenzen Kärntens, Sloweniens und Österreichs hinaus Aufmerksamkeit erlangt. In der Folge tritt eine Generation von Autor*innen hervor, die hauptsächlich Lyrik schreibt und neben Ferk klangvolle Namen wie Fabjan Hafner (1966-2016), Maja Haderlap (*1961), Cvetka Lipuš (*1966) und Jani Oswald (*1957) umfasst. Diese verfassen ihre ersten Lyrikbände noch auf Slowenisch, sehen sich aber einer Lebensrealität ausgesetzt, die ihr weiteres Schaffen wesentlich beeinflussen soll. Alle genannten sowie zahlreiche weitere Altersgenoss*innen verlassen Kärnten nach der Matura in Richtung anderer Studienorte (z. B. Graz und Wien), worunter der Kontakt zur slowenischen Sprache leidet. Ohnehin ist auch der Alltag in Kärnten schon längst zweisprachig: Bereits 1989 ist slowenische Einsprachigkeit in Kärnten nur noch bei über 60-Jährigen festzustellen. (Busch: Slovenščina, 55-56) Im Gegensatz zur ersten mladje-Generation um Florjan Lipuš haben wir es also mit einer Generation zu tun, die schon von Kindesbeinen an zweisprachig aufwächst. Ebenso verliert die slowenische Literatur in Kärnten mit der Einstellung des mladje 1988 ihr zentrales Organ. Eine vorübergehende Belebung der Zeitschrift unter Maja Haderlap im Jahr 1990 unter Einbeziehung von Slowen*innen in Italien scheitert ebenfalls bald. Zu den zentrifugalen Tendenzen im Hinblick auf Sprache und Literatur gesellt sich in dieser Zeit auch die Souveränität Sloweniens 1991 und die damit verbundene Grenzöffnung. Eigentlich ein gutes Vorzeichen, doch der Schein trügt. Die Kärntner slowenische Literatur wird von der slowenischen Literaturwissenschaft zwar zur slowenischen Literatur gezählt, doch lediglich als Bemühung um die Erhaltung der Volksgruppe anerkannt. (Prunč: Ich entkleide mich, 53-54) Bezeichnend auch die distinguierende Terminologie, derer sie sich bedient: mit ‚zamejska literatura‘ (von za mejo = hinter der Grenze) bezeichnet sie diejenige Literatur, die von den slowenischen Volksgruppen in Italien und Österreich produziert wird und diese im wortwörtlichen Sinne vom ‚Zentrum‘ abtrennt. 

Im selben Jahr, in dem Slowenien als Staat anerkannt wird, veröffentlichen Ferk (Am Rand der Stille) sowie Fabjan Hafner (Gelichter + Lichtes) zwei rein deutschsprachige Gedichtsammlungen, was wiederum ein Novum darstellt. Angesichts der eben beschriebenen Entwicklung und der Öffnung zur deutschen Sprache hin verwundert dies zumindest von außen betrachtet nicht, dennoch handelt es sich um folgenschwere Entscheidungen, die so manche Tradition und Kategorie infrage stellen. Die slowenische Sprache ist nämlich das „entscheidende[…] ethnische[…] Alleinstellungsmerkmal“ (Kolb: Präsenz, 137) der Kärntner Slowen*innen. Sie stiftet Gemeinschaft – sowohl über Kommunikation als auch über Aktivitäten, die zu Erhalt und Pflege der Sprache beitragen. 2004 äußert Florjan Lipuš in diesem Zusammenhang anlässlich der Verleihung des Prešeren-Preises den berühmten Satz „Z jezikom smo ali nismo“ (Lipuš: Govor, 279) – Mit der Sprache existieren wir oder nicht. Die slowenische Sprache hält die Volksgruppe am Leben und vice versa. Prunč konstatiert 2008 zwar, für die Generation um Maja Haderlap stelle die Sprachwahl im Vergleich zu den vorherigen Generationen „kein Problem mehr dar“ (Prunč: Ich entkleide mich, 154); dass dies angesichts der Bedeutung der slowenischen Sprache aber keineswegs so einfach gelagert ist, beweist das folgende Zitat von Maja Haderlap aus dem Jahr 1996:

Im Unterschied zur älteren Schriftstellergeneration schreibt die jüngere Generation 
der slowenischen Autorlnnen in Kärnten nicht mehr aus dem Bewußtsein heraus, 
Sprecher eines Volkes sein zu müssen. Auf das historische und politische Phänomen 
des Verschwindens der Volksgruppe reagieren die jüngeren slowenischen Autorlnnen 
mit einer neuen, speziellen Ästhetik des Verschwindens. Sie bringen sich als 
slowenische Autorenlnnen [sic!] zum Verschwinden. Das heißt, sie schreiben in beiden 
Sprachen und verlieren als zweisprachige Autoren zunehmend das Bewußtsein, einer 
Volksgruppe oder einer Nation anzugehören. Sie müssen ohne Vermittler oder 
Entdecker auskommen und übernehmen zumeist selber die Rolle des Übersetzers und 
Vermittlers. Das hat für die Existenz einer slowenischsprachigen Literatur in 
Österreich, aber auch für das Selbstverständnis der Autorlnnen weiterreichende Folgen. 
weit über eine literarische Krise hinausgeht. Man macht die Erfahrung, daß jede 
Sprache, wie auch jegliche Zugehörigkeit nach Ausschließlichkeit verlangt. Daß vor 
allem aber das literarische Schreiben nach Ausschließlichkeit verlangt. Politische 
Grenzziehungen werden plötzlich privat. Lebensgeschichten sind verbunden mit 
kulturellen, mit sprachlichen Zäsuren, man muß Freunde oder Wegbegleiter an den 
Sprachgrenzen zurücklassen. Was individuell als Einheit empfunden wird, ist 
gesellschaftlich und politisch geteilt und gespalten. Die jüngere Generation der 
slowenischen Autorlnnen in Österreich fühlt sich tendenziell aus beiden 
Sprach- und Literaturräumen ausgeschlossen und in beiden Sprachen inkompetent. 
(Haderlap: Mühen, 27)

Haderlap schildert hier eindrücklich das Dilemma jüngerer Kärntner slowenischer Schriftsteller*innen: Die Emanzipation aus dem Volksgruppenumfeld und vom Postulat der slowenischen Sprache bringt Freiheit, jedoch auch innere Konflikte um Fragen von Zugehörigkeit: Bin ich nun noch slowenische*r Autor*in? Wer ist mein Lesepublikum? Bedeutet Publizieren auf Deutsch Verrat an der slowenischen Sprache und damit der Volksgruppe? Haderlap verfasst nach ihren beiden slowenischen Lyrikbänden Žalik pesmi (1983, Salige Gedichte) und Bajalice (1987, Wünschelruten) seit 1990 Gedichte auf Deutsch, die 1998 im dreisprachigen Gedichtband Gedichte – pesmi – poems erscheinen. Ebenso publiziert Jani Oswald nach seinem slowenischen Debütband Zaseka (1985) 1992 die zweisprachige Gedichtsammlung Babylon. Babilon. 1994 wird Oswald mit PesMarica zwar noch einen slowenischen Band veröffentlichen, in der Folge aber auch nur noch zwei- bzw. mehrsprachig publizieren. Auch Janko Ferk bleibt der lyrischen Zweisprachigkeit verbunden, in seinem gesamten literarischen Opus dominiert jedoch die deutsche Sprache. Cvetka Lipuš ist die einzige Autorin dieser Generation, die ausschließlich auf Slowenisch publiziert. Dass sie dies jedoch nicht vor einer ‚Identitätskrise‘ bewahren wird, soll im Weiteren noch dargestellt werden. Da eine komplette Darstellung des Schaffens (Kärntner) slowenischer Autor*innen in Österreich den Rahmen eines Artikels deutlich sprengen würde, möchte ich mich im Folgenden auf den Aspekt von Sprache und Identität konzentrieren, da dieser aus verschiedenen Gründen von hoher Bedeutung ist. Wie gehen (Kärntner) slowenische Lyriker*innen mit Zweisprachigkeit und deren Konsequenzen um? Wie wirkt sich dies auf ihr Schaffen aus? Spielt die Zugehörigkeit zur Volksgruppe noch eine Rolle?

Die Poetiken der Identitätskrise

Das Ausloten von sprachlichen Grenzen und neuen Räumen ist einer der zentralen Bestandteile von Fabjan Hafners Poesie. Hafner selbst war ein reger Literaturübersetzer und so mit dem Übertreten und Übertragen von Sprachen bestens vertraut. Von Anfang an schrieb er sowohl auf Deutsch als auch auf Slowenisch, in dem er 1988 sein Erstlingswerk Indigo publiziert. Dieses trägt das vielsagende Motto:

Gedichte schreiben: | aus einer Sprache | übersetzen, die | es nicht | gibt 
(Hafner: Freisprechanlage, 29). 

Im Gedicht Volkstümlich spielt Hafner ironisch auf das beharrliche Festhalten der Volksgruppe an Tradition und Einsprachigkeit an, das in der Sehnsucht nach der Figur der Mojca Ausdruck findet, der das lyrische Kollektiv blind folgt:

Ach, Mojca, wohin? | Du weißt es selbst nicht, | Wohin immer du willst, wollen 
auch wir. (ebd.) 

Die Realität stellt das Kollektiv jedoch vor vollendete Tatsachen und so wird klar, dass der Weg in Öffnung und Dialog zu suchen sein wird (Bandelj: Večjezičnost, 165): Ach, Mojca, umsonst. | Wir haben uns verirrt, | es gibt kein Zurück | im Finstern, im Frost. (Hafner: Freisprechanlage, 29) Auch sein zweiter Band Gelichter + Lichtes, der 1991 auf Deutsch erscheint, beginnt mit einem der Sprache gewidmeten Gedicht:

UNGERÜHRT VON | eigenen | Worten | versagt sich da | einer die | Sprache. | 
Verschlägt | sie sich, | sozusagen. | Und | verschweigt | sein Versagen. 
(Hafner: Gelichter, 9) 

Dies kann durchaus programmatisch für Hafners Werk gelesen werden. Das lyrische Ich, das oft auch auf ein lyrisches Du oder Er ausweicht, zeigt sich rastlos, suchend, jedoch selten ankommend. So schreibt Maja Šučur, Hafner sei zwischen den zwei Sprachen hin- und hergereist, jedoch nirgendwo zuhause gewesen. (Šučur: Poezija) Bezeichnend in diesem Sinne auch das Gedicht Schnellstraße, Fernlicht, das wiederum am Anfang seiner dritten, diesmal dreisprachigen (Deutsch-Slowenisch und italienische Übersetzungen) Gedichtsammlung Freisprechanlage / Brezročno govorjenje / Vivavoce steht. Hier sieht sich das rastlose lyrische Du aufreibenden Begegnungen und Reisen ausgesetzt, ringt um Verständigung und Kommunikation, die allmählich scheitern:

Und das ständige | Übersetzen versagt, | selbst wenn alle Geräte | in Ordnung sind und 
unvermeidliches | Tuscheln den Saal erfüllt. Und eine Hand, | offen zur Ebene hin, 
bittet um Einsamkeit. 
(Hafner: Freisprechanlage – Brezročno, 14) 

Hafner wird seine Poesie bis zu seinem Tod 2016 nur noch periodisch veröffentlichen. 2020 erscheint bei Suhrkamp eine Sammlung früher und letzter slowenischer Gedichte, übersetzt von Peter Handke. Interessant ist hier u. a. ein Gedicht, in dem er seine Beziehung zu Slowenien reflektiert. Hafner war mehrere Jahre Lektor an der Universität Ljubljana und widmet der Stadt ein eigenes Gedicht: 

LJUBLJANA, ich bin ein Fremdkörper in dir, 
Splitter, eingerissen in dein williges Gewebe, 
Gelegenheitsbeilieger. 

Jonas Wal bist du, weißes Wahnbild, das ich 
ein jedesmal wieder, in Hast und Lust, 
zurückübersetze in die sichere, die sachliche Welt. 

Bin inmitten von dir bestens bei mir. 
(Hafner: Erste und letzte, 101) 

LJUBLJANA, v tebi sem tujek, 
iver, zadrt v tvoje voljno tkivo, 
zasilen, priložnostni priležnik. 

Jonov kit si, bel privid, ki ga 
hlastno in slastno sproti prevajam, 
nazaj v varni, stvarni svet. 

Sredi tebe sem najbolj pri sebi. 
(ebd. 100)

Das lyrische Ich zeigt hier das Wandeln zwischen Sprachen und Kulturen als Lusterfahrung, die es möglich macht, bereichert in die „sichere, die sachliche Welt“ zurückzukehren – diese liegt jedoch außerhalb Ljubljanas und wohl auch Sloweniens. Hafner bezeichnete seine Lyrik einst als „österreichische Literatur in slowenischer Sprache“ und sich selbst in der slowenischen Literatur als Fremden, der von außen kommt und auch außen bleibt. (Na pesniškem tandemu: 13:00-13:40) Seine Lyrik zeigt also eine höchst individuelle Erfahrung von Mehrsprachigkeit und Interkulturalität, die als Herausforderung dargestellt wird, jedoch im Wesentlichen entkuppelt vom größeren Zusammenhang der Volksgruppe, auf die selten Bezug genommen wird.

Eine ähnliche Einstellung zur individuellen Spracherfahrung ist auch bei Maja Haderlap zu finden, wenngleich letztere in ihrem Gesamtwerk einen ganz anderen Bezug zur Volksgruppe zeigt als Hafner. Leitmotiv ihres ersten Gedichtbands Žalik pesmi (1983) ist das Aufbrechen, wie der Titel des ersten Zyklus schon andeutet, dennoch kehren die Gedichte im Laufe des Bandes zurück, ins ländliche, bäuerliche Milieu Südkärntens und die (Familien-)Geschichte, u. a. mit einem Gedicht über die Großmutter des lyrischen Ichs, die vom Konzentrationslager erzählt. Hiermit deutet Haderlap ein Thema an, das sie knapp 30 Jahre später in ihrem Roman Engel des Vergessens noch eingehender behandeln soll. Auch im zweiten slowenischen Gedichtband Bajalice (Wünschelruten) beschäftigt sich Haderlap vor allem im Zyklus versiegte quellen mit ihren Wurzeln und der Volksgruppe, die sie „mein verrücktes Volk“ nennt, „das mit seinem sterben um liebe wirbt.“ (Haderlap: Gedichte, 131) Zugleich fragt sie pessimistisch:

wer glaubt noch | an die heiligkeit der sprache, wer saugt sie gierig auf | sprache, die nicht
mehr eggt und nicht pflügt. (ebd. 133)

Am Ende dann jedoch die Versöhnung:

ich behalte die uralte sehnsucht, die worte | und versöhne mich mit diesem 
seltsamen volk. (ebd.)

Ein Treuegelöbnis an die slowenische Sprache? 1998 erscheint, wie oben erwähnt, der dreisprachige Band Gedichte / pesmi / poems, der deutsche und englische Übersetzungen der beiden ersten Bände sowie deutsche Gedichte enthält, die von 1990-1995 entstanden waren. Auch diese sind bekannten Motiven wie Familie und Vergangenheit verpflichtet, ganz am Ende wartet Haderlap aber mit einer stilistischen Neuerung auf: War ihre Lyrik bislang durch größtenteils konsequente Zeichensetzung strukturiert, ist das Gedicht absage nun völlig frei davon. Liest man das Gedicht als eine Absage auf die strikte Trennung von Sprachen, Nationen und Grenzen, wirkt bereits der Beginn einschneidend:

ich gebe dich frei für alle tage | weiß du hattest angst vor dem verenden | weiß es und 
sag nichts ich gebe dich frei. (ebd. 169) 

In diesem auf Deutsch verfassten Gedicht finden sich folgerichtig auch zwei slowenische Wörter. Bis zu ihrer nächsten Veröffentlichung wird es 13 Jahre dauern, diese soll jedoch umso nachhaltiger und breitenwirksamer ausfallen. Mit dem Roman Engel des Vergessens (2011) entscheidet sich Haderlap vorerst endgültig für das Deutsche als Schaffenssprache, unter anderem auch deswegen, weil ihr die deutsche Sprache eine größere Distanz zum Romangeschehen und der Familiengeschichte erlaubte. (Mayer: Haderlap) In diesem Werk legt die Erzählerin unter anderem auch ihren Übergang von der slowenischen zur deutschen Schaffenssprache und die damit verbundenen Zwickmühlen dar. Aufgrund des durchschlagenden Erfolgs des Buches meldet sich nun aber auch eine kritische Stimme zu Wort, und zwar in prominenter Gestalt von Florjan Lipuš. Dieser kritisiert die Entscheidung gegen die slowenische Sprache in seinem ‚nur‘ 64 Seiten langen Roman Poizvedovanje za imenom (2013, dt. Übersetzung 2016 als „Nachschrift“ in Der Zögling Tjaž) und bezeichnet Haderlaps Roman als „Umstiegsbuch“ in die „obere Sprache“. (Kohl et al.: Überregional, 164) Auch die slowenische Literaturöffentlichkeit sah sich plötzlich vor den Kopf gestoßen: Hatte man sie, großzügig über ihren letzten dreisprachigen Gedichtband hinwegsehend, bis dahin als slowenische Lyrikerin angesehen, bereitete Haderlaps Entscheidung für die deutsche Sprache nun Kopfzerbrechen und die Frage kam auf, ob sie nun eine österreichische Schriftstellerin geworden sei. Sie selbst gibt sich gegenüber solchen Selbstbezeichnungen jedoch sichtlich indifferent, da sie sich deren potenziell gefährlicher Exklusivität bewusst ist (Haderlap: Vorstellungsrede). Drei Jahre später bestätigt sie ihren „Umstieg“ mit dem Lyrikband langer transit, dessen Titel zweifellos als Beschreibung ihrer sprachlichen Identitätssuche gelesen werden kann. Der Frage nach Sprachwahl und Identität ist in Haderlaps letztem Gedichtband viel Platz eingeräumt; vor allem im titelgebenden Zyklus. So heißt es im Gedicht transit

am ufer des neulands wirst du deine 
muttersprache ablegen. wolken, die über 
dir ziehen, werden echos von worten sein,
die du einmal gesprochen hast, doch
jetzt verschweigst. 
(Haderlap: langer transit, 34)

Im Lichte des Transits bekommt der Begriff des Übersetzens im gleichnamigen Gedicht eine neue, zweite Bedeutung. Wie wird der Transit gelingen? Was lässt sich ins „Neuland“ transportieren?

kann denn | jedes wort den übergang riskieren, glauben, | es sei unverwundbar in pech 
gebadet und gestählt? (ebd. 27) 

Auffällig ist auch eine (zufällige) Parallele zu Fabjan Hafners Ljubljana-Gedicht. In ljubljanica gedächtnisfluss sucht das lyrische Du „nach deinem slowenischen gesicht, nach der einzig wahren geschichte.,“ konstatiert jedoch:

auf der suche nach dir, erblickst du das / andere, verzerrt und verschwommen. (ebd. 31) 

Ljubljana bzw. Slowenien ist auch hier ein Ort der Sehnsucht und zugleich des Bewusstwerdens der Nichtzugehörigkeit.

Letzteres kann auch bei Cvetka Lipuš festgestellt werden, und das, obwohl sie stets am Slowenischen festhielt. Dies ist angesichts ihres Lebenswegs keineswegs selbstverständlich, denn Lipuš lebt seit 1995 außerhalb Kärntens: bis 2009 in den USA, seither in Salzburg. 1989 veröffentlichte sie ihr Debüt Pragovi dneva und zeichnet heute für ingesamt acht slowenische Gedichtbände verantwortlich. Diese sind nahezu komplett durch die Übersetzungen Klaus Detlef Olofs im Deutschen zugänglich. Im Gegensatz zu den bisher genannten Autor*innen spielen Zwei- oder Mehrsprachigkeit, bis auf einige fremdsprachige Gedichttitel, sowie Themen rund um Volksgruppe und Kärnten in ihren Werken keine Rolle. Selbst betonte sie auch mehrmals, nicht als Sprachrohr einer Volksgruppe/Minderheit auftreten und gelesen werden zu wollen. (Kolšek: Portreti) Dennoch lassen Migrationserfahrungen und Fragen von sprachlicher Identität auch in ihrem Opus Spuren. Im Mittelpunkt ihrer Lyrik stehen Fragen von Körperlichkeit und die Auseinandersetzung des Subjekts mit seiner eigenen Zersetzung und Entfremdung. Dies kann durchaus als Verhandlung von Mobilitätserfahrungen und Identitätssuche gelesen werden. (Kohl et al: Überregional, 81-82). Weiterhin werden z. B. In Geografija bližine (2000, dt. Geographie der Nähe, s. J.) Fragen von Sprachgebrauch und Sprachverlust thematisiert, in Obleganje sreče (2008, dt. Belagerung des Glücks 2010) sind Mobilität, Bewegung und Migration deutlich präsent. Auf den ersten Blick scheint Lipuš bestens in das slowenische Literatursystem integriert: Ihre letzten Gedichtbände erschienen in den beiden renommiertesten slowenischen Verlagen Beletrina und Mladinska knjiga, 2016 erhielt sie zudem den Preis des Prešeren-Fonds, eine der wichtigsten künstlerischen Auszeichnungen der Republik Slowenien. Dennoch kann die slowenische Literaturöffentlichkeit nicht umhin, Cvetka Lipuš als eine Art Exotin zu lesen. Grund dafür ist, dass sie von Beginn an außerhalb Sloweniens lebt und schreibt. Dies ist für die slowenische Literatur trotz allgemeiner Globalisierungstendenzen immer noch etwas höchst Ungewöhnliches. Daher liest die slowenische Literaturkritik ihre Poesie gerne vor dem Spiegel ihrer ‚Andersartigkeit‘. In Interviews der slowenischen Presse gehört es seit Jahren zum Standardrepertoire, sie nach ihrer transkulturellen und exophonen Erfahrung zu befragen. Dass sie trotz ihrer Mobilität am Slowenischen festhält, wird beinahe mit Verwunderung festgestellt. Ebenso wird sie wie Maja Haderlap mit der Frage konfrontiert, wie sie sich selbst definiert: Als slowenische oder österreichische Autorin? Lipuš selbst bezeichnet die Frage „als wer schreibe ich“ als größte Herausforderung ihrer schriftstellerischen Erfahrung, da sie zum einen von zentraler Bedeutung für die Identität sei, im Zuge von Mobilitätserfahrungen aber in eine „ewige Transition“ geraten könne. (Lipuš: Pisati, 117) In einem Interview antwortet sie auf die Frage, welche Fahne sie vor ihrem Haus hissen würde, müsste sie sich für eine entscheiden, folgendermaßen:

Das fragt man mich tatsächlich öfter, wenn ich als Dichterin im Ausland gastiere. „Was 
sollen wir schreiben: Österreich, USA, Slowenien?“ Ich sage immer: Slowenien. Das 
hat man mir in Österreich manchmal etwas übelgenommen. Als ich noch in Kärnten 
gelebt habe, habe ich mich für gewöhnlich als österreichisch-slowenische Dichterin 
bezeichnet, manchmal ohne die geographische Bestimmung „kärntnerisch“. Mehr 
musste man im mitteleuropäischen Kontext nicht erklären. Aber als man mich in 
den USA gefragt hat, woher ich komme, wurde mir klar, dass mir die Antwort 
„aus Österreich“ die Familiengeschichte nehmen würde. Denn die stärkste Konnotation 
mit Österreich sind dort der Zweite Weltkrieg und seine TäterInnen. Auf einmal fand 
ich mich in der Situation wieder, dass ich eine fremde Geschichte auf mich nehmen 
muss bzw. sie mir aufgeladen wird, die Geschichte der TäterInnen, womit ich die 
Geschichte der Gemeinschaft verwerfen würde, der ich angehöre. Meine Familie 
ist so wie zahlreiche Slowenen Opfer des Zweiten Weltkriegs. 
(Pišek: Cvetka Lipuš, Übers. F. K.)1

Dennoch räumte sie in Interviews ein, sich in Slowenien nicht selbstverständlich oder heimisch, sondern eher als Touristin zu fühlen. (z. B. Kozin: Intervju, 105) Hier wird nun also deutlich, dass Identitätsprobleme sich nicht allein durch literarische Zwei- oder Mehrsprachigkeit ergeben, sondern auch bei einsprachig Schreibenden allein durch ihre Zugehörigkeit zu verschiedenen nationalen und sprachlichen Räumen entstehen können.

Ähnlich wie Cvetka Lipuš möchte sich auch Janko Ferk nicht auf den Minderheitenkontext reduzieren lassen. 1991 äußert er in einem Interview, dass er sich in keine Schublade stecken lassen wolle und weder ein Kärntner noch ein Minderheitenautor sein möchte – wenn, dann ein österreichischer Autor. An anderen Stellen bezeichnet er sich konsequent als „slowenisch-deutschen“ Schriftsteller (Hafner: Zweisprachigkeit, 290), um sich auch nicht auf den österreichischen Kontext reduziert zu sehen. (Wischenbart: Rote Rosen, 147-148) Ferks Opus umfasst mittlerweile über zehn Gedichtbände, davon mehrere mehrsprachige Werke mit Übersetzungen ins Englische, Kroatische, Italienische und Furlanische. Sein bereits erwähnter erster Lyrikband hladni ogenj / kühles Feuer beginnt bereits mit einer Kampfansage für das Slowenische in Kärnten: erschießt mich | meine muttersprache | verrate ich niemals.2 (Ferk: hladni ogenj, 13) Referenzen an das Slowenische im Allgemeinen und im Speziellen in Kärnten sind in seinen folgenden Werken dann zwar hier und da zu finden, bleiben in Ferks Gesamtwerk jedoch eher eine Ausnahme. Im Vorwort zu seiner umfangreichen Werkschau Brot und Liebe (2014) notiert Ferk dann selbstkritisch, sich mit dem Unrecht, dem sich die Kärntner Slowen*innen ausgesetzt sahen und sehen, viel zu wenig beschäftigt zu haben, begründet dies jedoch damit, stets streng zwischen Literatur und Politik unterschieden und sich dieser Thematik daher auf anderen Gebieten angenommen zu haben. Eine der Ausnahmen ist das Gedicht slowenische ballade, in der das lyrische Ich bittet, von verschiedenen Leiden verschont zu werden, allen voran vor dem Verlust der Sprache:

füge mir schmerzen zu | wenn es sein muss | verursache aber nicht | den verlust | oder 
eine schwere schädigung meiner sprache. (Ferk: Brot und Liebe, 54) 

Seine teils minimalistische Lyrik, konsequent in Kleinschreibung gehalten, verschreibt sich größtenteils existenziellen Fragen von Liebe, Leben und Tod. In Brot und Liebe finden sich am Ende jedoch auch gesellschafts- und medienkritische Gedichte. Seine lyrische Mehrsprachigkeit ist, bis auf seltene Ausnahmen, eine komplementäre bzw. übersetzerische und er bedient sich keiner kreativen Formen der Sprachmischung.

Der einzige Autor dieser Generation, der seine Zwei- bzw. Mehrsprachigkeit in Form von Sprachmischungen nicht nur auf Textebene einfließen lässt, ist Jani Oswald. Sein kreatives Spiel mit Mehrsprachigkeit und mehrsprachiger Identität kann gar als Dreh- und Angelpunkt seiner Poesie bezeichnet werden. Dies kann hier leider nur rudimentär dargestellt werden, ist aber an anderen Stellen eingehender beschrieben worden (z. B. Prunč: Ich entkleide mich; Kucher: Wortakrobatik; Leben: Besedismus). Bereits 1987 schlägt Oswald in der Zeitschrift mladje einen Ausweg aus der Identitätskrise vor, die zweisprachige Schriftsteller*innen in Kärnten in ihre Fänge ziehe. So solle man sich nicht an den Zentren Wien oder Ljubljana orientieren, sondern seine eigene Poetik verfolgen und leben: 

[…] man muss sich nur aus einem bewussten verbündeten Slowenen und einem
 unbewussten Österreicher in einen entwurzelten Schmetterling assimilieren, ohne 
Verantwortung gegenüber der Nation, oder in einen zweisprachigen der besonderen 
Art, den die Brücken zwischen den Nationen nicht mehr interessieren, auch die 
Nationen an den Brücken nicht.3 

Zugleich räumt er jedoch ein, dass dieses Unterfangen ob seiner Schwierigkeit wohl in einem traumatischen und depressiven Zusammenbruch enden würde. (Oswald: Koroška, 17) Dennoch wird Oswald, der sich an anderer Stelle auch als „Postslowene“ bezeichnet, genau diesen Weg in seiner Lyrik gehen. Bereits in seinem slowenischen Erstlingswerk Zaseka („Verhackert“)fordert Oswald traditionelle mononationale und nationalistische Sichtweisen kreativ heraus, wie im Gedicht Teta (1992 dann als deutsche Version Tät er), in dem er das Konzept der Identität im Sprachspiel zersetzt:

Teta
Teti
      ti
         tata
identiteta - identiteta
                                 edin
         tetita
                                  teti
                           ti
         tata


Tät er
Teti    ti        tatad
didit   ta        dedi
edin   te        tatit
iden   te         tati
idente           tatat
hat
                Identitat
i denk             i tät
er tät
                   i kennt
a Kind
                    i konnt
ka Kind             ach
tung                    a i
Haltung               i a
(Oswald: Non minus, 34-35)

Hierbei handelt es sich um zwei Versionen eines Gedichts, das in der jeweiligen Sprache ganz andere Aspekte und Assoziationen öffnet. Es zeigt sich schon hier, dass Mehrsprachigkeit ein Gewinn ist, da nur zweisprachigen Leser*innen alle Facetten zugänglich sind. Früh beginnt Oswald auch mit Mehrsprachigkeit innerhalb von Gedichten, wie in seinem berühmten Jaz Ich, in dem das lyrische Ich seine mehrsprachige Identität besingt.

Ich ljubim | liebe svoj mein | dvojni | doppeltes jaz-ich (ebd. 36). 

Oswalds Poesie steht in dieser Zeit der konkreten Poesie durchaus nahe, kann aber nicht auf diesen Begriff reduziert werden. Sie fügt sich in die Tradition europäischer avantgardistischer Tendenzen und wird dies in der Folge beibehalten (Leben: Besedismus 366), gleichzeitig wird Oswald jedoch seine spezielle Poetik entwickeln, die auch längst nicht auf das Deutsche und Slowenische und deren Varianten beschränkt bleibt, sondern mit den verschiedensten Sprachen operiert, z. B. Italienisch, Kroatisch, Englisch oder Französisch. Hinter dem ludistischen und parodisierenden Sprachspiel steckt eine durchdachte und komplexe Poetik: Oswald spielt mit Begriffen, Denkmustern aber auch intertextuellen Bezügen sowie kulturellen und gesellschaftlichen Realia gleichwohl aus dem (Kärntner-) slowenischen und österreichischen Umfeld und rollt damit grundsätzliche gesellschaftliche Themen auf. Er bearbeitet sie durch verschiedene sprachliche Verfahren wie z. B. die Neu- und Umkonnotierung von Begriffen durch Wortspiele oder orthographische Verfremdung, was die Leser*innen stets zu neuen Denkanstößen motiviert. (Prunč: Ich entkleide mich, 154-160) Oswalds Poetik der Mehrsprachigkeit und nicht zu kategorisierenden Identität kann von Anfang an als scharfsinniges Beobachten und Kommentieren der Prozesse bezeichnet werden, die wir als „Globalisierung“ und „Transkulturalität“ bezeichen. In diesem Sinne schlägt Leben vor, es sei

vielleicht [...] an der Zeit, Oswalds Gedichte nicht länger als Sonderfall zu erachten, 
sondern als Normalfall, als Spielart transsprachlicher, transkultureller, transnationaler, 
nomadischer Literatur und Ausdruck heutiger Lebensrealität. 
(Leben: Besedismus, 366)

Nach dem goldenen Dezennium

1996 konstatiert Maja Haderlap, dass das literarische Leben in Kärnten größtenteils zum Erliegen gekommen sei. (Haderlap: Mühen, 26) Tatsächlich treten in dieser Zeit keine nennenswerten neuen literarischen Stimmen hervor. Dies ändert sich erst im neuen Jahrtausend mit Rezka Kanzian (*1969). Ihre ersten literarischen Gehversuche wagte sie zwar bereits früh und noch im Kärntner Umfeld, verließ dieses jedoch für ihr Volkskundestudium nach Graz, wo sie seither lebt, und begann erst 2001 mit dem ambitionierten Verfassen von Lyrik. Als einen der Gründe nennt Kanzian, dem Schwinden ihrer Slowenischkenntnisse entgegenwirken zu wollen, weshalb sie zu Beginn auf Slowenisch schrieb. Diese Gedichte wurden von slowenischen Zeitschriften aufgrund sprachlicher Mängel abgewiesen4, Kanzian schrieb jedoch weiter und publizierte 2006 ihren ersten – wie bereits der Titel verrät zweisprachigen – Gedichtband Cvet na gnojišču / Schattenblüten. Von Beginn an ist Kanzians Zweisprachigkeit keine komplementäre, es findet keine Übersetzung untereinander statt, wir finden slowenische und deutsche Gedichte sowie Gedichte, in denen beide Sprachen vorhanden sind. Ihr erster Band widmet sich in deutlichem Ausmaß Fragen von Zugehörigkeit, Mehrsprachigkeit und Identitäten. Hierbei zeigt sich Kanzian auch kritisch, wie z. B. im Gedicht Naša Zala („Unsere Zala“), in dem sie eine ‚emanzipierte‘ Kärntner Slowenin karikiert, die einen musterhaften Lebenslauf vorzeigen kann und sich so sehr für die Volksgruppe engagiert, dass sie völlig gestresst ist. (Kanzian: Schattenblüten, 36-40) Kärnten als Heimat und Ursprung hat in diesem Gedichtband einen wichtigen Stellenwert und auch der zweisprachigen Identität ist mit zweisprachig ein eigenes Gedicht gewidmet:

ich lebe | zwei | zwei | die eines sind | und dennoch | so verschieden | im kopf | im herz | 
und im geschlecht. (ebd. 48) 

In ihrem zweiten Band Krivopetnica / Heimsuchung legt Kanzian analog zum Untertitel Hörgedichte (eine CD ist beigelegt) einen Schwerpunkt auf Lautlichkeit und Klang der Gedichte. Sie löst sich in diesem Band von Kärnten und widmet sich existenziellen Fragen, behandelt jedoch nach wie vor Fragen von (transkultureller) Identität, wie z. B. im Zyklus heimsuchung:

ego-interkulturelle | indikatoren | kreativ und | innovativ | stagnieren | ambivalent | am 
kollektiv | lokaler | regionaler | und nationaler | konstruktionen. 
(Kanzian: Krivopetnica, o. S.) 

Ein prominentes Element von Kanzians Poesie ist die wiederkehrende Bezugnahme auf die slowenische Kultur und Literatur. Ebenso bemüht sie sich in ihrem lyrischen Ausdruck um die Verwendung archaischer, besonderer Ausdrücke im Slowenischen. Kanzian begründet dies mit ihrem Interesse an der slowenischen Sprache sowie damit, dass sie diese allgemein als archaische, märchenhafte Sprache empfindet, da ihr Aufwachsen im bäuerlichen Umfeld vor allem vom Kärntner slowenischen Dialekt geprägt war, der zahlreiche Archaismen aufweist.5 Auch in ihrem neuesten Gedichtband Angst / Strah wird der Sprache mit dem slowenischen Zyklus jezik („Sprache“) merklich Platz eingeräumt. Im Zyklus nesselkind zeigt sich das lyrische Ich wieder als heimatsuchend und macht auf seine nicht eindeutig zu lozierende Stellung aufmerksam, die ihm Sorgen bereitet:

wo wann und warum | die angst | zu vergessen | vergessen zu werden | im schweigen | 
zwischen den welten der einen | und den welten der anderen | im nirgendwo | 
irgendwo dazwischen. 
(Kanzian: Angst, 15)

Von der literarischen Öffentlichkeit eher unbeachtet arbeitet Franc Merkač (*1954), der erst spät begann, Lyrik auf Deutsch zu publizieren. 2017 übersetzte er seinen Gedichtband Auf der Oberhaut der Erde (sl. Na povrhnjici Zemlje, 2013) selbst ins Deutsche. Seine vorherigen Lyrikbände waren durchgehend auf Slowenisch verfasst. Merkač war in den 1970er und -80er Jahren Autor durchaus engagierter Lyrik, in der er sich auch gegen die Volksgruppe selbst wandte, wie in der Gedichtsammlung Našisti (1987, „Die Unseristen“), in der er den alles vereinnahmenden „našizem“ (Anspielung auf slow. fašizem = Faschismus, „Unserismus“) als grundsätzliches Problem der Volksgruppe anprangert. (Zadravec: Franc Merkač, 95) Nach Našisti dauert es 13 Jahre bis zum nächsten Gedichtband trlopitipitiptop. odžejam trajanje z zavestnim bivanjem (ungefähr zu übersetzen mit trlopitipitiptop. ich stille den durst der dauer mit bewusster existenz), der gleichzeitig einen thematischen Paradigmenwechsel einläutet. Merkač’ Lyrik beschränkt sich fortan auf Subjektivität und Intimität.

Im Bereich der Gefühlslyrik bewegen sich auch die Gedichte von Jozej Strutz (*1952), ehemaliger Leiter des Musilinstituts in Klagenfurt. Dieser schreibt heute hauptsächlich slowenische Prosa, publizierte 1995 und 2000 jedoch auch zwei Gedichtbände. Der erste, Orgel des Sonnenlichts / Orglanje svetlobe, ist komplementär zweisprachig und enthält auch Referenzen an Kärnten, hauptsächlich in Form von Ortsnamen; der zweite, Sunki morja. Blekovške črtice („Meeresstöße. Völkermarkter Skizzen“) enthält dann nur noch einsprachig slowenische Gedichte rund um das Thema Meer sowie Kurzgeschichten.

Zu guter Letzt soll natürlich nicht verschwiegen werden, dass Gustav Januš (*1939), die wichtigste lyrische Stimme der ersten mladje-Generation, selbstverständlich nicht mit dem Auftreten jüngerer Generationen verstummt, sondern auch im neuen Jahrtausend noch publiziert, wenngleich in letzter Zeit seltener. Januš schreibt durch sein gesamtes Opus hinweg auf Slowenisch und wurde dem deutschsprachigen Publikum durch die Übersetzungen Peter Handkes bekannt. In seinen Gedichten spiegelt sich die Lebensrealität der Kärntner Slowen*innen zwar regelmäßig wider, jedoch in keinem engagierten Ton. Januš selbst bezeichnete das bloße Schreiben auf Slowenisch einst als hinreichendes Engagement. (Hafner: Januš, 35) Auch das Motiv der Sprache ist in seinem Werk in vielerlei Hinsicht präsent; aus Platzgründen möchte ich es aber bei der Nennung belassen und mich auf Autor*innen konzentrieren, die in den letzten drei Jahrzehnten hervorkamen.

Identität als Option und Spiel

2000 erschien ein Gedichtband, der zwar keine größeren Wellen schlug, auf struktureller Ebene jedoch eine bedeutende Neuheit darstellte. Sandra Innerwinkler publizierte den zweisprachigen Band Heimatlieder und andere Bosheiten / Domovinske pesmi in druge zbadljivke. Die Besonderheit hierbei liegt in der Tatsache, dass Innerwinkler einsprachig Deutsch aufgewachsen ist und erst nach einer Begegnung mit Janko Messner Interesse daran erlangte, die Muttersprache ihrer Großmutter zu erlernen. Anlässlich der Veröffentlichung ihres Bandes (Messner übersetzte ihre Gedichte ins Slowenische) gab sie sich den slowenischen Beinamen Saška. Ebenso nimmt sie in ihren Gedichten inhaltlich explizit Bezug auf die Kärntner Slowen*innen, die (slowenisch-)sprachige Vergangenheit ihrer Familie und zeigt sich deutlich engagiert für ein multikulturelles und tolerantes Österreich bzw. im Speziellen auch Kärnten, wie im Lied von der Heimat:

Kärnten, | warum schreist du nicht vor Schmerzen auf, | wenn die
Großdeutschen | deinen kleinen slowenischen Kindern | die Zungen 
herausreißen, obwohl du sie ihnen eingepflanzt hast? 
(Innerwinkler: Heimatlieder, 16)

Ein ähnliches Phänomen wiederholt sich zehn Jahre später. Luise Maria Ruhdorfer publiziert 2010 den Gedichtband Klagen, fragen, plagen, der zweisprachige Gedichte mit Sprachmischungen enthält. Ruhdorfer wuchs in ihrer Kindheit in Kärnten zu Beginn auch mit der slowenischen Sprache auf, sprach nach dem frühen Tod ihrer Mutter jedoch nur noch Deutsch. Als erwachsene Frau entschied sie sich, an der Universität Klagenfurt das Slowenische wieder zu erlernen und absolvierte sogar ein Doktoratsstudium der slowenischen Literaturwissenschaft. Auch Ruhdorfers Lyrik zeigt im Zyklus Zweitsprachiges deutliche Bezüge zur Zweisprachigkeit in Kärnten. Ungefähr in dieselbe Zeit fällt auch die Veröffentlichung des Gedichtbands Wenn man eine Eule aufschneidet der Wiener Lyrikerin Maria Graff, der unter dem Kärntner slowenisch klingenden Pseudonym Marija Nagrobnigg im Selbstverlag veröffentlicht wurde. 

Diese Fälle lassen sich durch zwei Phänomene erklären: Zum einen wird Identität immer mehr als Wahl wahrgenommen, die sich bewusst festen Zuordnungen entsagt und früher als unüberwindbar geglaubte Grenzen überschreitet. Zum anderen birgt das Slowenische bzw. die Zugehörigkeit zur Volksgruppe der Kärntner Slowen*innen hohes symbolisches Kapital. Immer mehr Kärntner*innen entscheiden sich für den Slowenischunterricht, auch wenn sie per definitionem nicht zur Volksgruppe gehören. Zweisprachigkeit wird als Gewinn gesehen. Auch unter jungen Kärntner Slowen*innen genießt das Bekenntnis zur Volksgruppe heutzutage einen hohen Stellenwert, wenngleich dies nun nicht mehr mit dem Gebrauch der slowenischen Sprache einhergeht, deren Gebrauch und Niveau am allgemeinen Braindrain leidet. (Obid: Jezik, 37-43) Einige jüngere Kärntner slowenische Lyriker*innen leben nicht mehr in Kärnten und publizieren entweder zweisprachig oder auf Deutsch, zeigen sich jedoch nach wie vor mit der Volksgruppe und dem literarischen Leben verbunden, etwa durch das Publizieren in Kärntner Verlagen oder diverse Kooperationen. 

Auch in der aktuellen Produktion finden wir mit Karin Prucha, eine deutschsprachige Kärntner Autorin, die ihre Gedichte im Gedichtband Anderland / Druga dežela (2021) von Ivana Kampuš ins Slowenische übersetzen ließ und darin explizit Fragen von nationaler, sprachlicher Identität und kollektiver Erinnerung in Kärnten verhandelt. Mit Lidija Golc bewegt sich darüber hinaus in den Sphären der Kärntner slowenischen Literatur auch eine Autorin, die in Ljubljana geboren und aufgewachsen ist sowie dort lebt, jedoch familiäre Wurzeln in Kärnten hat. Im Gedichtband Vsakomur iz svoje lepene („Jedem aus seinem Leppen“, 2017) spürt sie diesen nach und präsentiert detailliert ihren eigenen Blick auf Kärnten. 2020 veröffentlichte sie den zweisprachigen Band Kakor roke v objem / Wie Hände zur Umarmung, in dem wiederum Ivana Kampuš für die Übersetzungen ins Deutsche sorgte.

Die nicht zu vergessende Minderheit

Die aufmerksamen Leser*innen mögen sich nun vielleicht fragen, wie es sich mit der slowenischen Minderheit in der Steiermark verhält. Diese ist zahlenmäßig wesentlich kleiner als diejenige in Kärnten, darüber hinaus haftet ihr oft das Attribut ‚vergessen‘ oder ‚versteckt‘ an, da viele Steirische Slowen*innen in der Vergangenheit aus Anpassungsdruck ihren slowenischen Hintergrund verleugneten und die Volksgruppe daher kaum in der Öffentlichkeit präsent ist. Erst mit der Gründung des Artikel-VII-Kulturvereins 1988 bekam sie ein zentrales Organ, das auch zur Vermittlung slowenischer und zweisprachiger Literatur beiträgt.6 Als einzige lyrische Stimme aus den Reihen der Steirischen Slowen*innen tat sich bisher Josefa Prelog (1926-2020) mit dem zweisprachigen Band Spätherbstgedanken (2007) hervor. Prelog veröffentlichte darin Gedichte in beiden Sprachen ohne komplementäre Übersetzungen zu verschiedenen Themen, auch der Frage der Muttersprache ist ein Gedicht (Besede, besede, besede! „Worte, Worte, nichts als Worte!“) gewidmet. Auch auf steirischer Seite kann ein Fall von lyrischer Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft verbucht werden. Der Musiker und Autor Wolfgang Pollanz publizierte zwei seiner Gedichtbände zweisprachig, mit slowenischen Übersetzungen seiner Gedichte. Im Band Von Reisen O potovanjih reist das lyrische Ich u. a. auch nach Slowenien und hört dort: 

Im Radio die fremde Stimme
(atmosphärisches Entladen), 
Nachrichten aus Maribor                                                   
in der Sprache meiner Ahnen. 
(Pollanz: Von Reisen, 41).                                                                                                                              

Die (junge) Gegenwartslyrik – Pluralität als Selbstverständlichkeit

Sprachliche Identität oder Auseinandersetzungen mit der Volksgruppe spielen in der jüngeren Lyrik keine nennenswerte Rolle mehr. Diese verlässt kaum die Sphäre von Intimität und existenziellen Fragen. Eine der wenigen Ausnahmen bildet Dominik Srienc (*1984), der seit seinem Debütwerk Tu je konec / Hier ist Schluss immer wieder Aspekte von mehrsprachiger Identität behandelt und sich hier auch durchaus kritisch gegenüber den Lebensverhältnissen in Kärnten gibt. Srienc schreibt mehrsprachige Lyrik: Im Debütband ist seine Lyrik noch komplementär zweisprachig, mit jeweils zwei Versionen eines Gedichts, in neueren Gedichten verwendet Srienc dann Sprachmischungen, wobei er sich auch der englischen Sprache bedient, wie in pesem brez naslova: 

verhalten steuern špranje pravijo so že puščava in kretnja 
ušesa verschwinden se izogiblja delu see that my grave is kept clean
najbolj brani mednarodni pogovori po izgubi ozemlja die maxime
etalon ein fester wert slaba škrbina in meridian v sotočju 
(Srienc: pesem, 79)

Hier zeigt sich eine Mehrsprachigkeit, die mit der ludistischen Dekonstruktion Jani Oswalds nichts gemein hat, sondern klanglich und semantisch hochkomplexe Bilder entwirft und sich verschiedener intertextueller Verfahren bedient. Im deutlich prosaischen Gedicht življenje v vodnem okolju /das leben am wasser (2020) beschreibt Srienc die Weitergabe von Sprache in der zweisprachigen Kommunikation eines Vaters mit der heranwachsenden Tochter: 

eine rückenkraxe diese sprachkrux, in der das kind weder getragen noch selbst einhergehen will, ohne rücksicht auf die lautgesetze, ein pridi her, beißt sich die kleine in den letzten tagen öfter auf die zu große zunge, die leimstrukturen bildet mit ihren schleimskulpturen und hoppa, hoppa, hoppa möchte es getragen werden, hinunter und hinauf in dieser reihenfolge heisst dann zapomniti vergessen, während den raum fromme lieder ausfüllen, dann unser beider razkriž da ein scheideweg, dort ein očin von tkalec, ribič, oče. ungeschickt genug dagegen spricht ein kinderslowenisch in rede von one knjige verstanden als ondre knjige und buchi schaun, um das alter des betreffenden wortes zu kontrastieren. (Srienc: miki, 2020)

Zweisprachige Lyrik schreibt neben Srienc auch Stefan Feinig (*1987). 2018 veröffentlichte er den Gedichtband Horizont und Tellerrand / Rob krožnika in obzorje und2020 das zweisprachige Poem 374. Feinig, studierter Philosoph, verarbeitet in beiden Bänden seine Erfahrungen mit prekären Beschäftigungen und der Entmenschlichung der Arbeitswelt; sein lyrischer Ausdruck ist analog zu seiner Ausbildung philosophisch-fragend. Die Zweisprachigkeit ist hier komplementär, deutscher und slowenischer Text stehen parallel zueinander.

Ansonsten aber ist die junge slowenische Lyrik in Österreich einsprachig. Als mehr oder weniger einziges zentrales Organ der Kärntner slowenischen Literatur fungiert inzwischen die Zeitschrift Rastje („Gewächs“), die einmal jährlich erscheint, jedoch in Bedeutung und Qualität nicht an mladje heranreicht. Eine Zeit lang fungierte die Reihe popki literature („Knospen der Literatur“) des Wieser Verlags als Sprungbrett für junge Autor*innen, die zum Teil heute noch aktiv sind. Auch Verena Gotthardt, die in jüngster Vergangenheit durch ihren Auftritt beim Bachmann-Preis auf sich aufmerksam machte, publizierte ihr Erstlingswerk hier. Die Veröffentlichungen der popki literature sind alle auf Slowenisch verfasst; Verena Gotthardt und Nina Zdouc publizierten in der Folge aber auch vereinzelt deutsche Gedichte in Zeitschriften. Gemein ist ihnen die fast völlige Absenz von Bezugnahmen auf die Volksgruppe oder Zweisprachigkeit, es handelt sich um Gefühlslyrik, die größtenteils auch hintersinniger intertextueller Bezüge entbehrt. Eine Besonderheit der popki literature ist auch die Tatsache, dass die Mehrzahl der Publikationen von Slowen*innen aus Slowenien stammt, die in Kärnten zur Schule gingen und dort auch zu schreiben begannen. Mit Aljaž Pestotnik Robič (*1994) und Amina Majetić (*1991) gingen aus der Reihe zwei Lyriker*innen hervor, die im eigentlichen Sinne keine Angehörigen der Volksgruppe sind, sich jedoch inzwischen bewusst als Kärntner slowenische Autor*innen bezeichnen. Beide schreiben slowenische Lyrik, Pestotnik publizierte aber bereits auch vereinzelt zweisprachige Gedichte. Majetić ist zudem seit Ende 2021 Präsidentin des Verbands slowenischer SchriftstellerInnen in Österreich. In diesem Lichte muss kritisch hervorgehoben werden, dass sie 2020 an einem Interview für den slowenischen Fernsehsender Nova24TV teilnahm7, der der rechtspopulistischen Regierung unter Janez Janša nahesteht, auf dem regierungskritische Stimmen mit teils niederträchtigen Beschuldigungen eingeschüchtert (Reichert: Er ist wieder da) und fremdenfeindliche Inhalte verbreitet werden. (vgl. Kużelewska, Path) Angesichts der Tatsache, dass Majetić mit ihrer Familie selbst aus Bosnien-Herzegowina nach Slowenien emigriert ist, wirft dieser Auftritt deutliche Fragezeichen auf. Bezeichnend ist auch, dass im Interview aus ihrem Nachnamen der Buchstabe ć (aus den B/K/S-Sprachen) zu č slowenisiert wurde. Aljaž Pestotnik Robič hingegen engagiert sich sowohl in der Öffentlichkeit als auch auf politischer Ebene für die Volksgruppe, u. a. ist er Mitglied des Volksgruppentags. Auch wenn es als positives Zeichen gesehen werden kann, dass transnationale Biographien und Mehrsprachigkeit bei jüngeren Autor*innen ganz selbstverständlich gelebt werden und somit kein Bedarf zum kritischen oder gar politisch engagierten lyrischen Ausdruck besteht, darf dennoch auf die politische Dimension auf struktureller Ebene keineswegs vergessen werden.

Dass feste Kategorien wie ‚Volksgruppe‘ ohnehin immer mehr aufweichen und mobile Biographien zum Normalfall werden, zeigt auch das Beispiel von Daniela Kocmut (*1981), die ursprünglich aus Maribor stammt, acht Jahre lang in Kärnten aufwuchs und seit 1999 in Graz lebt. Kocmut gehört in ihrer Tätigkeit als Übersetzerin slowenischer Lyrik und als Redakteurin der Zeitschrift Lichtungen zweifellos zu den wichtigsten Vermittler*innen slowenischer Lyrik in Österreich, tritt darüber hinaus aber auch selbst als Lyrikerin in Erscheinung. Auch in ihrem dichterischen Werk nehmen Sprachlichkeit und Zweisprachigkeit einen wichtigen Platz ein; und auch hier bereits im Titel Zwiesprachig (2013). Die Gedichte dieses Bandes sind überwiegend auf Deutsch gehalten, jedoch finden sich auch slowenisch- und anderssprachige Wörter sowie deutliche Bezugnahmen auf slowenische Realia. 2022 erschien ihr zweiter Band Freitauchen, in dem die sprachliche Identität wieder prominentes Thema ist. Hier wagt sich Kocmut auch auf die Ebene innovativerer Sprachmischungen und zeigt zugleich eine engagierte Haltung:

DEINS, MEINS : TVOJE, MOJE
deine : besede
meine : zgodbe
verdichten sich : v konglomerat jezikov
verschlingen einander : v notranjosti
des sprachengewirrs : v Babilonu
wo einst das miteinander : je bilo važneje
als die macht : močnejših
angekommen : v sedanjosti
des wortes : multikulturnost
tragen wir die Verantwortung: na naših ramenih
für alle : ki so utonili na poti 

(Kocmut 2022: 55)

Ein Dichter, der außerhalb von Volksgruppen, Kärnten oder literarischer Ahnenforschung operiert, ist Ludwig Hartinger (*1952). Hartinger, ohne slowenische Wurzeln, kam nach eigenen Angaben als junger Mensch in Paris in Kontakt mit der Poesie Srečko Kosovels und war auch noch 15 Jahre nach dieser Begegnung so fasziniert davon, dass er sich entschloss, Slowenisch zu lernen. Er pflegt gute Kontakte zur slowenischen Literaturöffentlichkeit und übersetzt u. a. slowenische Lyrik, wofür er 2004 als Botschafter slowenischer Kultur im Ausland mit dem Pretnar-Preis ausgezeichnet wurde. 2006 gab er seinen ersten slowenischen Gedichtband Ostrina bilk heraus, der gleich im prominenten Verlag Mladinska knjiga erschien. Hartinger bezeichnet sich selbst als „Wortschmuggler“, der vom Grenzgängerischen angezogen wird. Seine Bände tragen den Beinamen „dichterisches Tagebuch“ und sind Abbilder von Reisen, Streifzügen sowie feinsinnige Beobachtungen und Empfindungen von Natur. In seiner Poesie kreiert er neue Ausdrücke, die Hartinger selbst einmal als „Ludwigismen“ (Malečkar: Teppich, 69) bezeichnete, sich aber wie selbstverständlich in seine Wortwelt einfügen. So lässt Hartinger die slowenische und die deutsche Sprache gelegentlich virtuos verschmelzen, bspw. als „dolinenwort“ (Hartinger: Schatten säumen, 85; von slow. dolina = Tal). Da auf seinem Lebensweg auch das Französische eine wichtige Rolle spielt, finden wir vereinzelt sogar dreisprachige Abschnitte:

jäh blinkt eine welle | scherhaufen coup de dés | aschengrund des moments | stegnah 
riß eine saite. (ebd. 68) 

Hartinger bezeichnet die slowenische Sprache als Bereicherung, die ihm neue Möglichkeiten des lyrischen Ausdrucks eröffnet und u. a. die Fähigkeit besitzt, ihn zu Bildern seiner Kindheit zurückzubringen. (Malečkar: Teppich, 65) Dieses Sprachverständnis zeugt von einer fruchtbaren Koexistenz mehrerer Sprachen, ohne einzuengen oder anzuecken. Natürlich ist hier aber einzuwenden, dass es bei Hartingers Mehrsprachigkeit um eine gewählte handelt, die frei von politischer oder familiärer Emotionalität ist.

Wie slowenisch ist die Gegenwartslyrik? 

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass explizit mehrsprachige Lyrik von Beginn an unter schwierigen Vorzeichen lebt, da sie sowohl in Österreich als auch in Slowenien eher Randphänomen ist und nur von einem kleinen Lesepublikum gelesen wird. Auch einsprachig slowenische Lyrik hat in Österreich gemeinhin einen eher schwereren Stand, da ihr Zielpublikum in Slowenien beheimatet ist. Am Beispiel von Cvetka Lipuš wurde bereits deutlich, dass schon kleinste Abweichungen von traditionellen Modellen dort als exotische Sonderfälle beäugt werden. Lebhaftes Beispiel hierfür ist auch die bloße Einladung Dominik Sriencs zum Literaturfestival migrational spaces – the german speaking region in Ljubljana, bei dem er zudem durchgehend auf Englisch angesprochen wurde. Außerdem wurden ihm nach der Lesung seltsame Kommentare bezüglich seiner slowenischen Aussprache zuteil.8 Das Slowenische ist nämlich schon auf Sprachebene diskriminatorisch gegenüber den Kärntner Slowen*innen eingestellt – letztere realisieren das /r/ hauptsächlich als uvulares [r], was vom in Slowenien üblichen apikalen („gerollten“) [r] abweicht (Reindl: Language, 56-57) und somit in Slowenien unter dem Namen „Kärntner R“ als Sprachfehler sanktioniert und von Logopäden behandelt wird. (Fidermuc 2018) Dies wird von Srienc explizit im slowenischen Gedicht R thematisiert, das ironischerweise genau im Sammelband des erwähnten Festivals erschien. Das lyrische Ich fragt sich hier:

wozu rede ich / wenn mir ein Fehler / jeden Konsonanten zerstört.9 
(Srienc; [Gedichte], 121) 

Zugleich wird in Slowenien von Autor*innen slowenischer Volksgruppen erwartet, als Sprachrohre letzterer aufzutreten. Ihre Literatur wird in Slowenien meist weniger wertgeschätzt und oft erst über Erfolge in anderen Sprachen populär: So wurden sowohl Florjan Lipuš (Prunč: Ich entkleide mich, 154) als auch Maja Haderlap in der slowenischen Öffentlichkeit erst über ihren Erfolg im deutschsprachigen Raum anerkannt. Die aktuelle Produktion jüngerer Kärntner slowenischer Autor*innen ist in Slowenien jedenfalls weitgehend unsichtbar; vor allem aber werden deutsche oder mehrsprachige Texte Kärntner slowenischer Autor*innen nicht wahrgenommen; und wenn, dann im germanistischen Kontext. Die Produktion von Lyrik mit Sprachmischungen auf Textebene wird hier durch strukturelle Gegebenheiten erschwert: Sie ist Leser*innen ohne Deutschkenntnisse schwer zugänglich und zugleich kaum übersetzbar. Dasselbe gilt natürlich auch für den deutschsprachigen Raum und Texte mit slowenischsprachigen Anteilen.

Anders verhält es sich mit slowenischen Lyriker*innen, die sich im slowenischen Raum bereits einen Namen gemacht haben und Österreich als (vorübergehenden) Lebensmittelpunkt ausgesucht haben. Dies sind z. B. Uroš Prah (*1988) und Natalija Milovanović (*1995). Beide sind gut in den slowenischen literarischen Raum integriert; Milovanović erhielt 2021 für ihren Debütband Samoumevno gar den Preis der Slowenischen Buchmesse für das beste Debüt. Beide schreiben Lyrik auf Slowenisch. Prah, der in Cmurek in unmittelbarer Nähe zur österreichischen Grenze aufwuchs und damit nach eigenen Angaben stets im Kontakt mit der deutschen Sprache stand, erhielt 2018 für sein investigatives Gedicht Nostra Silva in deutscher Sprache den Exil-Lyrikpreis; schreibt ansonsten aber auch auf Slowenisch. Auch Prah verarbeitet seine transnationalen Erfahrungen durch den gelegentlichen Einsatz deutscher und englischer Verse; ebenso erarbeitet er kritisch seine Beziehung zum Slowenischen. Wesentlich prominenter als bei Prah ist die Erfahrung von Mehrsprachigkeit und Interkulturalität bei Milovanović, die in Bosnien-Herzegowina aufwuchs, 2010 nach Slowenien zog und seit 2018 in Graz lebt. In Samoumevno beschreibt sie ihren Weg durch Kulturen und Sprachen; wobei Slowenisch und Serbisch hierbei die klare Hauptrolle spielen. Graz ist zwar Schauplatz zweier Gedichte, wird jedoch in Graz, im Sommer, nachts als ausdrücklich mehrsprachig und gar slowenischsprachig dargestellt – zwei Zugereiste unterhalten sich in einem ostslowenischen Dialekt:

Zwei Fremdheiten ergeben Heimeligkeit und | regelmäßige Nachtgespräche vor dem 
kleinen Geschäft. | Take dece ne bon meja, | ke se mi derejo ob enih vujtro. 
(Milovanović 2022)

Deutsch ist in diesem Kontext also kaum relevant.

Dass die geographische Nähe zu Slowenien fast unabdingbar ist, um sich dort zu etablieren, zeigt auch das Beispiel von Lev Detela (*1939). Dieser emigrierte 1960 aus dem damaligen Jugoslawien nach Österreich, wo er seither lebt. Detela betätigt sich auf verschiedenen Ebenen des literarischen Lebens, er schreibt Prosa, Lyrik, Essays, Kritiken, übersetzt und arbeitet bei Literaturzeitschriften mit. Er schreibt sowohl Prosa als auch Lyrik in Slowenisch und Deutsch; wobei der Anteil slowenischer Publikationen überwiegt. Dennoch genießt er in der österreichischen Literaturöffentlichkeit mehr Anerkennung als in der slowenischen. (Žitnik: Slovenska, 191) Auch Detela zeichnet in jüngster Vergangenheit für einen slowenisch-österreichischen Kulturkontakt verantwortlich, und zwar übersetzte er Gedichte der österreichischen Autorin Rosemarie Schulak für den Gedichtband Erinnerungen an Piran (2011), der die slowenische Küstenstadt Piran zum Thema hat, ins Slowenische.

Abschließend kann also festgehalten werden, dass die slowenische Lyrik in Österreich ein Musterbeispiel für moderne Pluralitätsprozesse ist: Identität und Zugehörigkeit werden zur Option, Mehrsprachigkeit zum Normalfall. Diese Lebensrealität kollidiert jedoch mit nach wie vor tendenziell einsprachlichen nationalen und literarischen Systemen, woraus sich diverse Schwierigkeiten ergeben. Es verwundert also kaum, dass Fragen von Sprache und Identität so gut wie alle Lyriker*innen beschäftigen und die „Identitätskrise“, wie sie 1996 von Maja Haderlap ausgerufen wurde, die meisten etablierten Autor*innen beschäftigt(e). Nichtsdestotrotz oder gerade deshalb gingen aus dieser Krise einige hochwertige literarische Stimmen heraus, die ihre Erfahrungen von sprachlicher und räumlicher Identität auf verschiedenste, kreative Weisen zum Ausdruck bringen. Hierbei sind die Strategien vielfältig: Eigen- oder Fremdübersetzung, mehrsprachige Texte, komplementäre oder teilweise Mehrsprachigkeit. Dies ist zweifellos ein wichtiger und produktiver Beitrag zur österreichischen Literatur, der neue Perspektiven öffnet und auf Themen aufmerksam macht, die im heutigen, vielsprachigen und -kulturellen Österreich von großer Bedeutung sind. Mehrsprachige Autor*innen sind wichtige literarische und kulturelle Mittler*innen und Bindeglieder. Weiterhin ist die slowenische Lyrik in Österreich zwar immer noch stark mit der Volksgruppe in Kärnten verbunden, jedoch längst nicht mehr auf deren Angehörige beschränkt.10 Dichter*innen ohne slowenische oder Kärntner slowenische Wurzeln entdecken die slowenische Lyrik für sich, slowenische Lyriker*innen hingegen schreiben in Österreich. Dies stellt starre Kategorien wie Nationalliteratur infrage und öffnet akute Fragen wie u. A. auch die, was österreichische oder slowenische Literatur überhaupt ist. Muss Literatur unbedingt in der Nationalsprache eines Landes geschrieben sein, um zum Kanon zu gehören oder akzeptiert zu werden? Es bleibt zu hoffen, dass in der Zukunft noch mehr solcher Autor*innen und ihre produktiven Potenziale hörbar werden und Pluralisierungsprozesse weiter anstoßen.


Porträt Felix Oliver Kohl

Felix Oliver Kohl, Studium der Slowenistik in Graz und Ljubljana. 2016-2018 Mitarbeit am FWF-Projekt “Die zweisprachige literarische Praxis der Kärntner Slowenen nach der Einstellung desmladje (1991) und ihre Position im überregionalen literarischen Interaktionsraum.“ Seit 2019 Assistent für slowenische Literaturwissenschaft am Institut für Slawistik der Universität Graz. Forschungsschwerpunkte: Slowenischer Roman, slowenische Literatur in Österreich, Generationen in der slowenischen Literatur, (Auto-)Biographik.
Neueste Publikationen: Überregional, mehrsprachig, vernetzt: Die Literatur der Kärntner SlowenInnen im Wandel (Praesens, 2021; mit Erwin Köstler, Dominik Srienc und Andreas Leben).; “Wenn die Generation mit dem Roman… Das Problem der Begriffsanarchie im Genrediskurs am Beispiel des slowenischen generacijski roman.“ In: Anzeiger für Slavische Philologie. XLVIII. 2021. 21-39. 

© Jana Radičević


1„To me dejansko večkrat vprašajo, ko gostujem kot pesnica v tujini: ‚Kaj naj napišemo: Avstrija, ZDA, Slovenija?ʻ Vedno rečem, da Slovenija. Kar so mi v Avstriji včasih malce zamerili. Ko sem še živela na Koroškem, sem se navadno opredelila za avstrijsko-slovensko pesnico, občasno brez geografske oznake koroška. Več v srednjeevropskem prostoru ni bilo treba razlagati. A ko so me v ZDA vprašali, od kod sem, mi je bilo jasno, da mi bo odgovor iz ‚Avstrijeʻ vzel družinsko zgodovino. Kajti njihova najmočnejša konotacija z Avstrijo je druga svetovna vojna, zločini druge svetovne vojne. Nenadoma sem se znašla v položaju, da moram prevzeti oziroma mi je prisojena tuja zgodovina, zgodovina storilcev, s tem bi zavrgla zgodovino skupnosti, ki ji pripadam. Moja družina je tako kot mnogi Slovenci na Koroškem žrtev druge svetovne vojne.“
2 ustrelite me | materinskega jezika | ne bom izdal | nikoli.
3 „treba se je samo asimilirati iz zavednega zavezanega Slovenca in iz nezavednega Avstrijca v izkoreninjenega metuljčka brez odgovornosti narodu, ali pa v dvojezičnega posebne vrste, ki ga mostovi med narodi ne brigajo več, niti narodi ob mostovih.“
4 Diese Informationen stammen aus einem unveröffentlichten Interview vom 11. Oktober 2017, geführt von Erwin Köstler.
5  s. o.
6 Als Lektüre hierzu sei folgender Artikel empfohlen: https://www.derstandard.at/story/1303291401850/ortstafeln-die-vergessenen-steirer (12.03.2022)
7 Das Interview kann hier eingesehen werden: https://www.youtube.com/watch?v=S5ZRDh6Y-dA&t=1828s. (12.03.2022)
8 Aus einem unveröffentlichten Interview, im Februar 2020 von mir mit Dominik Srienc geführt.
9 čemu govorim / ko mi napaka / uničuje vsak soglasnik
10 Im FWF-Projekt zur neueren literarischen Praxis der Kärntner Slowen*innen (2016-2018) wurde im Bezug auf Kärnten und die Kärntner Slowen*innen daher bewusst der Begriff des „überregionalen literarischen Interaktionsraums“ verwendet. Mehr Informationen: https://slawistik.uni-graz.at/de/bilinguale-literarische-praxis/.

Literatur

David Bandelj: “Večjezičnost v sodobni poeziji Slovencev v Avstriji: medkulturnost ali asimilacija?”, in: Miran Košuta (Hg.).: Slovenščina med kulturami. Slovenski slavistični kongres, Celovec in Pliberk 2.-4. 10. 2008 (= Zbornik Slavističnega društva Slovenije 19). Celovec, Ljubljana: Slavistično društvo Slovenije 2008, S. 159–176.

Janko Ferk: Am Rand der Stille. Gedichte. (= Edition Atelier. Praesent). Wien: Wiener Journal 1991.

Janko Ferk: Brot und Liebe. Gesammelte Gedichte. Wien, Graz, Klagenfurt: Styria Premium 2014.

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Fabjan Hafner: Gelichter + Lichtes. Gedichte. Graz, Wien: Droschl, 1991.

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Fabjan Hafner: „Freisprechanlage – Brezročno govorjenje – Viva voce. Gedichte von Fabjan hafner.“, in: Die Brücke 2001 (März)/16, S. 28–29.

Fabjan Hafner: Freisprechanlage / Brezročno govorjenje / Vivavoce. Klagenfurt/Celovec: Drava 2001.

See Also

Fabjan Hafner:“ Der „exemplarische Epiker“ der Kärntner SlowenInnen: Florjan Lipuš“, in: Nicola Mitterer/Werner Wintersteiner (Hg.): Und (k)ein Wort Deutsch … Literaturen der Minderheiten und MigrantInnen in Österreich. Wien, Innsbruck: StudienVerlag 2009, S. 133-150. 

Fabjan Hafner: “Narodna / Volkstümlich.”, in Janez Gregorič (Hg.): Trivium – Tri poti – Drei wege. 2016-2018. Globasnica / Globasnitz: SKD Globasnica / Slowenischer Kulturverein Globasnitz 2019, S. 12–13.

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Rezka Kanzian: Krivopétnica / Heimsuchung. Zvočne pesmi / Hörgedichte. (= Literarische Schriftenreihe des Pavelhauses 7). Graz – Laafeld/Potrna: Artikel-VIII-Kulturverein für Steiermark – Pavelhaus 2010.

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