Andreas Unterweger
Carmen von dir geküsst sein heißt gekreuzigt werden, wenn Folter Lust heißt, sterben jubilieren und alles Weitere dann endlich einlöst, was der so genannte „kleine Tod“ seit jeher verspricht … Drum schlag mir tausend Nägel in die Haut, und hundert drauf, dann zweitausend, zweihundert, hör nicht auf, und wenn ich aus dreitausend und dreihundert Wunden blute, wenn bluten jauchzen heißt und Wunden Wunder, tausend Unendlichkeit und hundert Gotteszahl, und wenn du mir den Gnadenstoß verpasst, dann lauten meine letzten Worte, wieder und wieder: „Hör nicht auf …“ Das Paradies kann warten.
Das Gedicht von Andreas Unterweger erschien zuerst in: Dichter im Fokus: Catull. herausgegeben, übersetzt und mit einem Vorwort von Christoph W. Bauer. Wien: Edition Aramo, 2019, Euro 10,-