In der Alten Schmiede findet heuer wieder das Dichterloh-Festival
mit interessanten Autor*innen aus dem In- und Ausland statt.
Zwischen Aufzeichnung, Rebellion und Nuancierung
„Aufzeichnung, Nahbericht, poetische Dokumentation, Auto-Biographie, Selbstbeobachtung, Entgrenzung und Vermessung, Verkörperung, Versinnlichung, Verschränkung und Grenzverschiebung, Subversion und Rebellion, Nuancierung. Mit dieser kleinen Liste an Stichworten lässt sich ein erster Cluster skizzieren, in dem sich Dichterloh 2023 bewegt. Und es erstaunt dabei nicht zuletzt, dass viele Gedichtbände sich heuer besonders weit in den Nahbereich des eigenen (Sprach-)Körpers und Alltags bewegen, um dort vielfältige gesellschaftliche Prägungen aufzuspüren und in diesem Reibungsfeld eine innig-sinnliche Spracharbeit in Gang zu bringen, die Gesellschaftliches und Privates, zuweilen Intimes in spannungsgeladen leuchtende Verbindung bringt. Dichterinnen und Dichter aus sieben Herkunftsländern, die ihre Gedichte auf Französisch, Slowenisch, Deutsch und Englisch schreiben, eröffnen ein breites Panorama zeitgenössischer Dichtung und zeigen deren Qualität, sinnlich und radikal, zuhörend und experimentell, kritisch, nuanciert und frei mit unserer Sprache und den sich in ihr abbildenden Wirklichkeiten umzugehen.“
Michael Hammerschmid, der Kurator des Dichterloh-Festivals in der Alten Schmiede und Verfasser des obigen Texts, erklärt hier kurz, warum das Lyrikfestival paradoxerweise mit einem Roman von Emine Sevgi Özdamar beginnt:
„Ein von Schatten begrenzter Raum ist ein vielstimmiges und gleichwohl sehr persönliches Epos, in dem der Schmerz über Faschismus und Staatsgewalt in der Türkei und anderswo und die Kraft menschlicher und künstlerischer Begegnungen, Belebtes und Unbelebtes, Tiere, Dinge und Menschen zum Sprechen bringt und in dem Gedichte quer durch den Text in den unterschiedlichsten Situationen und an entscheidenden Stellen auftreten und erinnert, zitiert, gesungen oder einfach nur gesprochen werden und dabei selbst erinnern, zitieren, singen und sprechen, sodass der Roman als eine Art großes, vielgestaltiges Gedicht gelesen werden kann.“
Emine Sevgi Özdamar: Ein von Schatten begrenzter Raum. Roman. Suhrkamp Verlag 2021.
An dieser Stelle wollen wir Michael Hamerschmid herzlich zum Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis gratulieren, der ihm gemeinsam mit der Künstlerin María José de Tellería (Bilder) für den Band wer als erster (Jungbrunnen Verlag 2022) am 23. Mai in Eisenstadt verliehen wird.
Programm für das Dichterloh-Lyrikfestival:
2.5. Emine Sevgi Özdamar
4.5. Valérie Rouzeau, Anja Zag Golob
8.5. Ilma Rakusa, Tone Škrjanec
11.5. Fiston Mwanza Mujila, Paul-Henri Campbell
15.5. Ludwig Hartinger, E. A. Richter