Tamara Štajner
titos hawaii (gemäß der vaterlinie) zwischen festland + insel rab liegt sie nackt, liegt die andre insel karg dürr + verbrannt, die frontlinien vorüber- gehend verschüttet + der häftling der inselinsasse das bildnis des großvaters als ausgemergelter mann im ausbleichenden adrialicht, kein schatten kein stechendes gestrüpp, leuchtet die sonne die zerklüfteten felsen grell aus, sind flecken hier im bruchlosen licht nur vom vergossenen blut, verspritzt, gleicht das fließende licht einer letzten ölung unreine männer büßen hier stein um stein ihre ungerechten strafen sind aus dem landesinnern transportiert in viehwagen gefesselt verurteilt als stalinisten als volksfeinde als – zum hafen von bakar geschleppt, foltern die richter bis das gesuchte urteil aus den mündern ihrer angeklagten stöhnt kein bora burja kein orkan hindert die schergen von uprava državne bezbednosti + kontraobaveštajna služba stundenlang segelt das gefangenenschiff auf titos hawaii zu ´49 stolpern die ersten von deck die bajonette der wachmänner im rücken von den kommilitonen auf der insel verprügelt (einst im gebirg noch verbrüdert als partisanen) werden loblieder zu titos ehren gesungen, werden zur zwangsarbeit in steinbrüchen + werkstätten gezwungen terrazzofliesen geschirr + möbel herrscht willkür herrscht terror, ist gegenseitiger verrat die letzte hoffnung auf kürzere haft
Von Tamara Štajner erschien zuletzt: Schlupflöcher. Gedichte. Wunderhorn, Heidelberg 2022, 72 Seiten, Euro 22,-
Die Autorin liest bei der Poesiegalerie am Donnerstag, den 14.11. 2024 um 22:50.