Hier nun die nächsten vier Gedichte aus den Einsendungen zu unserer Februar-Ausschreibung. Vielen Dank an die Dichter*innen!
was ich werden wollte eine zauberin sein die zu frühvermissten wecken ohne wissen was kz war ornithologisch werden am baumhaus im urwald vogelbick erhaschen nach fahren den jetzigen sauriern rumpelstilzchen sein die absichten der erwachsenen abwärts erwachsen durchschauen regenwurmretterin wesen aus dem feuer ziehen mitleid und unverstehen was jungs am leibleiden gefällt keine gefesselte squaw werden im indianerspiel lieber mann riese sein die welt tragen ertragen clofrau werden älter droh und ungen widerstehen eltern mundtod schlagen hexe sein und werden wesenfreude besenreiten lieber fabeltier als fabelhaft licht werden masselos lass michlos stern sucht reflexion ich hau ab erfinderin werden worte finden botschaften ohne botschafter fündig am boot die ur schlange bin da.
Was ich (nicht) werden wollte I Mit 18 wollte ich nicht 20 werden (Aber 20 werden wollte ich doch) Mit 20 wollte ich nicht 30 werden (Aber 30 werden wollte ich doch) Mit 30 wollte ich nicht 40 werden (Aber 40 werden wollte ich doch) Mit 40 will ich nun nicht 50 werden (Aber 50 werden will ich halt doch) II Ich wollte nicht Fußballer werden, als Kind Sondern war es War Peter Shilton im Tor Und Roger Milla im Sturm Und stoppte doch keinen Ball Und interviewte mich selbst In den Frühlings-, den Sommernächten Oder meinen jüngeren Bruder Der hätte lieber geschlafen Und auch Indianer werden wollte ich nicht Sondern war es Mit Haselnussbogen und -speer Von Opa geschnitzt Mein Revier war der Wald Gleich hinter dem Haus War die Schottergrube Kaulquappen im Wasser III Alle wollten wir Batman sein Robin war OK Alfred zum Vergessen Alle wollten wir Michael sein Devon war OK Bonnie ein Mädchen IV When I grow up I wanna be just like dad Stand / Steht immer noch Auf dem zerschlissenen Polster Meiner Kindheitstage Und manchmal wundere ich mich Wie sehr ich Papa ähnle Und manchmal (nur manchmal) Erschrecke ich auch
auf unseren Stirnfransensegelte die Welt fiel wie Milchzähne vor unsere Füße spitze Knie trugen uns den Weg durch dieses tiefe Walden geflutet bis zum Winter auch der Teich lag brach im Schlamm beherbergte verrostetes Gut, das niemand mehr in Händen halten wollte nur wir hantieren damit trugen es fort mit uns wie einen Schatz von heute
was ich werden wollte als kind wollte ich eher nichts werden. nichts. mein vater war hilfsarbeiter. das wollte ich nicht werden. nichts. meine mutter war hausfrau. das wollte ich nicht werden. nichts. und auf keinen fall erwachsen. ich wollte klein bleiben. das schaffte ich eine weile ganz gut. ich blieb klein und wurde erwachsen. ein lehrberuf blieb mir nicht erspart. okay, dachte ich und entschied mich für einen wachstumsschub. & schwupps. sehr schnell wuchs ich über das erwachsensein hinaus. mit 16 lernte ich die musik von david bowie kennen und ich wollte werden, und ich wurde glamdiva. das bin ich wohl noch immer. und links, für eine gerechte welt für alle. das war ich wohl schon immer. ich wollte als junger fritz boxer*in werden. daraus wurde nichts, aber ich verliebte mich in arthur cravan.
Die POESIEGALERIE dankt nochmals herzlich allen teilnehmenden Dichter*innen. In den nächsten Tagen und Wochen werden wir die weiteren Einsendungen veröffentlichen.